Abschied aus dem gesicherten Bereich von Schule und Elternhaus

„Euer neuer Arbeitsgeber wird nicht mehr so viel Verständnis für Verspätungen aufbringen; er wird euch vermutlich auch nicht spontan zum Eis essen einladen; eine Tanke für Snacks gleich vor der Tür wird es vermutlich auch nicht mehr geben“, skizzierte Bio- und Englischlehrerin Ingrid Niemeyer augenzwinkernd die Zukunft des 51. Abiturjahrgangs am Stormarner EvB. „Sechs Wochen Urlaub am Stück werden es auch nicht mehr sein“, fügte sie hinzu, „es sei denn, ihr werdet Lehrerinnen und Lehrer – die brauchen wir übrigens dringend!“

In Anzug, weißem Hemd, Krawatte und gewienerten Lederschuhen, in schillernden Stoffen der Hosenanzüge und Kleider und hochhackigen Pumps saß der Abi-Jahrgang ein letztes Mal im Forum seiner Schule. In den Gesichtern Glück, Zufriedenheit - und auch etwas Zweifel – wie sie denn nun aussehen würde, die Zukunft nach der Schule.

Die Zukunft des musikalischen Quartetts „Lighthouse“ war leider schon klar. Erst vor einem Jahr gegründet, werden sich die Wege der vier Musiker*innen nach dem Abitur trennen. Aber vorerst hatten sie noch Gelegenheit, zusammen zu spielen. Sie bestritten das musikalische Programm ihrer eigenen Abschiedsfeier virtuos mit Gitarre, Bass, Klavier, Schlagzeug und Gesang – und berührten; allen voran Sara Korten mit ihrer Stimme. 

Schulleiter Frank Weis lobte dann auch die Kreativität - und die Freundlichkeit dieses Jahrganges und wie sich alle geduldig durch Schulschließungen, Testungen und Maskenpflicht gekämpft hätten. Das hätte gezeigt, dass alle ihren Weg gehen werden – mit Blick und Offenheit für das Machbare.

Frau Pröpper dankte zunächst dem Lehrerkollegium, das mit den Eltern ihre Kinder von kindlichen Fünftklässlern über manchmal schwierige Pubertierende zu den strahlenden Abiturienten von heute begleitet hätte. Durch das hohe Engagement der Pädagogen wären die Jugendlichen im Lockdown am EvB – auch digital – exzellent betreut gewesen und deutlich besser versorgt als an vielen anderen Schulen im Umkreis. Nun wäre aber der Zeitpunkt gekommen, an dem die Schüler und Schülerinnen sich aus dem gesicherten Bereich verabschieden und ihren Weg selber finden müssten. Sie müssten nun auch selber wohnen, selber kochen und auch selber putzen, fügte sie, ebenfalls augenzwinkernd, hinzu. Das Lernen würde nicht aufhören; auch Stolpern gehöre dazu – aber sie sollten immer den Mut haben, wieder aufzustehen und weiter zu machen. „Viele Wege – auch Umwege – führen zum Ziel!“

Jannik Schilling sprach für die Abiturienten – und bedankte sich ebenfalls bei den Lehrern für acht Schuljahre, die sie fit gemacht hätten für das, was nun komme. Er dankte dem Sekretariat und den Hausmeistern. Und er dankte auch den Eltern für ihre Geduld und Fürsorge – und auch ihr Angebot, natürlich weiterhin eine helfende Hand anzubieten. Er erinnerte an die Einschulung noch mit dem Schulleiter Rainer Kuske, der ihnen geraten hätte, ihre Neugier zu bewahren, nicht locker zu lassen und immer nachzufragen. Das hätten sie befolgt, befand Jannik – und nun würden sie alle über ein gemeinsames Fundament an Wissen und Werten verfügen, mit dem sie nun an unterschiedliche Orte und in unterschiedliche Berufe streben würden. Er freue sich schon, alle in ein paar Jahren wiederzusehen und zu hören, was sie alle aus ihren Leben gemacht hätten.

Dann kam er endlich, der heißersehnte Moment: Die Reifezeugnisse wurden ausgegeben. Während die Abiturient*innen in Anzug und Kleidern auf die Bühne kamen, um von ihren Tutor*innen und Oberstufenleiterin Katharina Schulz das Dokument und eine Rose überreicht zu bekommen, war über der Szene ein Einschulungsfoto mit Schultüte aus der 1. Klasse zu sehen. Der Kreis schloss sich. Von den Eltern gab es noch eine schwarze Absolventenkappe. Stolze Väter und glückliche Mütter zückten Kameras und Handys und hielten diesen historischen Augenblick fest.

Ebenfalls einen Bogen zog Musiklehrer Jörg Schraplau. Er erinnerte daran, dass dieser Jahrgang die erste Bläserklasse hatte. Jeder, der wollte, konnte ein Blasinstrument leihen und lernen – was viele nutzten. Ein Foto erschien, auf dem die damaligen Fünftklässler die „Ode an die Freude“ tröteten. Und plötzlich versammelten sich all die ehemaligen Bläser unter diesem Foto und spielten sie wieder – die „Ode an die Freude“, nun mit etwas mehr Atem und Sicherheit.

Besonders hervorragende Schüler*innen wurden noch extra geehrt und ausgezeichnet – allen voran Jannik Schilling in den Bereichen Deutsch, Mathematik und Physik. Aber auch Vivi Blank wurde besonders bedacht, wegen ihrer vielen sozialen Aktivitäten, besonders im Bereich der Musik. Matthia Malki wurde wegen ihrer exzellenten Integration und besonderer schulischer Leistungen gelobt.

Musiklehrerin Nani Rölke, die selber am Ende dieses Schuljahres die Schule verlässt, veredelte den Moment, indem sie für die Abiturient*innen das Nella Fantasia“ von Ennio Morricone sang. „In meiner Fantasie sehe ich eine gerechte, friedliche Welt, sehe ich helle, freie Seelen...“

Als Ausklang standen am Ende alle in der hellen Nachmittagssonne und genossen einen alkoholfreien Sekt zusammen. Für Zuhause konnte ein Abi-Jahrgangswein mitgenommen werden; der Erlös soll Bedürftigen eine Mahlzeit sichern.

Das EvB wird ihn vermissen, diesen freundlichen, respektvollen und tatkräftigen 51. Jahrgang. Wir wünschen euch alles erdenklich Gute für euren weiteren Lebensweg – und freuen uns, wenn ihr euch mal sehen oder hören lasst! Und wenn nötig, stehen wir euch gerne auch weiterhin mit Rat und Tat zur Seite!

Text und Bilder: Heike Blenk

 

 

 

 


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