Ein sauberes Deck, den Polarstern im Blick und eine Handvoll Wasser unter dem Kiel!

Auf der diesjährigen Abiturentlassungsfeier am Stormarner Emil-von-Behring-Gymnasium waren viele Reden zu hören – und alle hatten eine Message. Zunächst begrüßte die Stellvertretende Schulleiterin Renate Schoeneich die 73 erfolgreichen Abiturientinnen und Abiturienten im Forum, gratulierte ihnen und sagte, sie genieße diesen Moment sehr – an dem alle zum Ende ihrer Schulzeit herausgeputzt versammelt seien. Sie machte Mut, sich trotz aller geopolitischen Widrigkeiten nun auf das Leben da draußen einzulassen. Nicht alles könne man im Voraus absichern oder wissen. Nicht alles ließe sich bestimmen. Aber wenn man einfach mutig loszöge, ergäben sich unerwartete wunderbare Momente und Begegnungen an unerwarteter Stelle. „Ich wünsche euch mit reinem Herzen einen wunderbaren Start in ein Leben ohne Schule!“ Auch den Eltern machte sie Mut. „Kinder ziehen zu lassen fühlt sich an wie Liebeskummer“, das wisse sie aus eigener Erfahrung. Aber auch für die Erwachsenen fänden sich überraschende Neuerungen, wenn man sie zuließe.

In das gleiche Horn stieß Deutschlehrer Finn Melander. Wie es sich für seine Fachrichtung ziemt, bemühte er zwei literarische Texte und interpretierte sie im Sinne des Mutmachens. Zunächst lief die sicherheitsbedürftige Maus in einer von Kafkas Parabel schnurstracks in die Falle zwischen immer enger werdenden, vermeintlich schützenden Mauern. Danach zitierte er Ringelnatz, der in seinen Texten mehrfach Schiffe aus dem sicheren geschützten Hafen aufs offene Meer auslaufen lässt, damit sie neue Ufer entdecken können. „Ihr müsst jetzt der Kapitän eures eigenen Schiffes sein. Und dafür wünsche ich euch immer ein sauberes Deck, den Polarstern im Blick und immer eine Handvoll Wasser unter dem Kiel!“

Die Mütter von Gina und Coco Cygon und von Tom Kahl sprachen für die Eltern. Wehmütig hätten sie heute ein letztes Mal die Schule betreten. Und bevor sie das EvB hinter sich lassen müssten, wollten sie gerne den Menschen herzlich danken, die an dieser Schule für das Wohl und später das Abitur ihrer Kinder gesorgt hätten. Niemand wurde vergessen, nicht die kommissarische Schulleitung, nicht die Stufenleitungen, nicht die Profillehrer/innen, nicht das Kollegium, das sich in Mittel- und Unterstufe um die heutigen Abiturienten gekümmert hatte. Der SEB, die Sekretärinnen und die Hausmeister wurden erwähnt. Yasmin Beier bescheinigten sie, sie hätte die Bürokratie herrlich unbürokratisch im Griff. Den jungen Menschen im Saal gratulierten sie. „Wir sind so stolz auf euch!“ Auf die innere Stimme sollten sie vertrauen und aufs Bauchgefühl hören bei ihren nächsten – mutigen - Schritten.

Für die Schülerschaft sprachen Denise Vedernikov und Max Fricke. Sie erinnerten sich zurück an den Schulanfang am EvB vor acht Jahren und fragten sich, ob sie nun schlauer in die Welt blicken würden – nach steiler Lernkurve im Fachunterricht, aber auch nach Floßbau und Surfen, Segeln und Skifahren – und der Herausforderung Pandemie. Auch sie waren voll des Lobes. „Wir möchten allen tollen Menschen danken, die uns begleitet haben!“ Da wären zunächst mal die Lehrkräfte, mit denen sie teilweise mehr Zeit verbracht hätten als mit den Eltern. Selten sei es langweilig gewesen, immer hätten sich konstruktive Lösungen für Probleme gefunden. Aber auch die Sekretärinnen, die Hausmeister, die Milchmütter, die Abi-Komitees; alle wurden bedacht. Sogar der ehemalige Schulleiter Frank Weis, der sie ja eigentlich heute hätte verabschieden sollen und leider nun nicht mehr da wäre. Auch für ihre Eltern fanden sie dankbare Worte. An Mut für die nächsten Lebensschritte schien es nicht zu fehlen. Gar nicht ängstlich, aber vieldeutlich und verschmitzt riefen sie zum Ende ihrer Rede: „Guten Tag. Guten Abend. Gute Nacht!“

Garniert waren die Reden mit einem groovigen Tanz der drei Abiturienten Lilith Schencking, Hannah Reichel und Thien Nguyen. Mit Einlagen der EvB Big Band, zu der sich einige Ehemalige gesellt hatten. Mit Gina Cygons Poetry Slam zum Thema „Abitur! Was jetzt?“ Wie ihre Vorredner betonte sie auf launige Art, dass Offenheit dem Leben gegenüber wichtig sei. Sie forderte ihren Jahrgang auf, sich auf die Zukunft rückhaltlos zu freuen!

Nach der Zeugnisausgabe mit Diashow folgten Ehrungen für besondere Leistungen. Die Bürgerstiftung Großhansdorf ehrte Magnus Dierks für sein jahrelanges Engagement in der EvB Technik. Coco Cygon unter anderem für ihr Engagement in der SV. Sverre Dinter für das fotografische Dokumentieren und Sichtbarmachen so mancher Aktivität an der Schule. “Macht weiter so. Die Welt baucht Menschen mit Charakter wie euch!“, hieß es. Die Paten wurden gewürdigt. Und das beste Physik- und das beste Matheabitur.

Beim Gruppenfoto auf der Bühne wurden die  schwarzen „Mortarboards“ in die Luft geschleudert, dass die Quasten flogen. Und dann sah man glücklich strahlende Gesichter bei Jung und Alt beim Sektempfang draußen in der Sonne. Überall Umarmungen, Abi-Zeugnisse und Blumen. Die Zukunft würde vielleicht nicht immer so golden glänzen wie heute, aber sie konnte kommen. Sie würden das Schiff schon schaukeln.

Text: Heike Blenk

Bilder: Heike Blenk und Oliver Kraupner

 

 

 


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