„Neulich war ich mit meiner Mutter in der Stadt – da wurde ihr schwindelig“, erzählt Len. „Als ich noch klein war, bin ich über einen Fußball gefallen und mit dem Hinterkopf hart auf dem Asphalt aufgeschlagen“, berichtet Vincent. Max berichtet von einem Unfall mit heißem Wasser am Herd. Emma ist gerade schmerzhaft umgeknickt und konnte nicht mehr laufen. Letzte Woche ist auf Pausenhof 1 ein Mädchen gestolpert, gestürzt und hat sich den Arm gebrochen. Den Kindern aus der 5c fallen schnell viele brenzlige Situationen ein, in denen Erste Hilfe von Nöten war. Nicht immer haben sie gewusst, was zu tun war.
Aber das soll sich ändern. Abiturientin Marieke und die beiden Schülerpatinnen Stine und Lina aus der 10d bieten allen 5. Und 6. Klassen am EvB einen ersten Einblick in Erste Hilfe an.
Als Einstieg bekommen die Fünftklässler ein Foto eines Unfalls und müssen einen Notruf absetzen. Sie lernen, dass es immer gilt, die W-Fragen zu beantworten. Wo? Was? Wie viele Verletzte? Welche Art von Verletzungen? „Wenn ihr über die Notfallnummern 112 oder 110 Hilfe angefordert habt, habt ihr schon Erste Hilfe geleistet“, sagt Marieke, die selber seit 7 Jahren bei der Feuerwehr ist und sich bestens auskennt.
Dennoch könne man noch viel tun, bis professionelle Hilfe eintrifft: Beruhigen. Verbände anlegen. Stabile Seitenlage, wenn jemand bewusstlos ist. Und das üben sie. Zunächst die Stabile Seitenlage. Mit deutlich weniger Hemmungen und Zurückhaltung im Vergleich zu Erwachsenen werfen sich die 11jährigen in die Übungssituation. Plötzlich liegen da acht Sextaner auf dem Boden des Musikraumes und werden eifrig umsorgt. „Hallo! Sind Sie wach?“, ruft Halvard. Dann wird die Atmung überprüft und der Körper in eine Lage manövriert, in der der Verletzte nicht Gefahr läuft, zu ersticken. „Wenn da plötzlich ein 80 Kilo-Mann liegt, müsst ihr den Körper zu euch ziehen, sonst schafft ihr es nicht, ihn zu bewegen“, korrigiert Marieke. Verbände, im Speziellen Druckverbände, werden angelegt.
In anderen europäischen Ländern ist es Standard, dass auch Schülerinnen und Schüler in Erste Hilfe ausgebildet werden; die Erstversorgung bei Unfällen aller Art ist so deutlich besser gewährleistet. Nun zieht immerhin das EvB nach. Hier sollen Schulsanitäter aus der Schülerschaft aufgebaut werden – und alle Schüler*innen sollen grundsätzliche Kenntnisse haben. Nicht nur die Lehrerkräfte und die Sekretärinnen, die alle drei Jahre ihre Kenntnisse auffrischen müssen.
Text und Bilder: Heike Blenk