Im Kühlschrank liegen noch acht Eier, eine uralte Gurke und zwei Packungen „Bärchenwurst“, im Küchenschrank sind noch ein Beutel Zwiebeln und mehrere Schachteln Kekse. Wie zaubert man daraus ein schmackhaftes Mahl, statt Reste wegzuwerfen und in den Supermarkt zu rennen, um neue Lebensmittel zu kaufen? Das ist eine der Fragen, mit der sich Oberstufen-Schüler*innen am Umwelttag des Stormarner Emil von Behring-Gymnasiums beschäftigen. „Waste Food Battle“ heißt das Projekt, das von den Lehrerinnen Alice Goldbecher und Christiane Balcerek geleitet wird. Überschüssige Lebensmittel, die die Supermärkte der Umgebung ansonsten spenden, wurden abgeholt und nun gilt es, in Teams damit das schmackhafteste Gericht zu kreieren.
Gesehen hätte sie diese Projektidee bei einem Aufenthalt in Finnland im Rahmen des Baltic Sea Projects, erzählt die Umweltbeauftragte am EvB, Kathrin Lentz. Sie organisiert den Umwelttag schon mehrere Jahre am Stormarner Gymnasium. „Schülerinnen des Umweltteams haben dieses Projekt bei einem Workshop in Finnland miterlebt – und wir wollten es unbedingt auch bei uns mal ausprobieren, um den Jugendlichen nahezubringen, dass man Lebensmittel niemals als Abfall wegwerfen sollte – sondern immer wirklich auch gut nutzen muss.“
Während sich die älteren Gymnasiasten mit Lebensmittelverschwendung befassen, geht es für die Kleinsten in der Fahrradwerkstatt darum, die Drahtesel für den Straßenverkehr fit zu machen und sich bei „Achtung Auto“ gegen die Gefahren zu rüsten, denen man begegnen könnte, wenn man sich umweltfreundlich durch die Welt bewegt. Außerdem soll Müll gesammelt werden – „das befreit die Natur und macht gleichzeitig auch aufmerksam für ein umweltfreundliches Verhalten“, erklären die Klassenlehrer*innen.
Die Klasse 5c nimmt an einem Nähprojekt teil, das die 10. Klässlerinnen Finja und Isabel, unterstützt von Lehrerin Martina Prange, anbieten. Stolz hält Halvard einen grünen Beutel hoch, den er alleine genäht hat. Man müsse nicht alles kaufen; vieles kann man individueller und mit viel Spaß selber herstellen, lernen die Kleinen.
Dass man Kleidung und vieles andere upcyceln kann, das vermitteln ihre Jahrgangskameradinnen Stine und Lina auch im Jahrgang 6. Unter der Leitung von Lehrerin Lena Sebastian werden aus „Abfall“ Bienenkästen gebastelt und Samenkugeln hergestellt. Die könne man auslegen und dadurch den aussterbenden Insekten einen Lebensraum schaffen.
Das Umweltteam des EvBs leitet die 7. Klassen an, haut- und umweltfreundliche Seifen herzustellen; das komme ganz ohne chemische Zusatzstoffe aus. Der Duft, der durch den Produktionsraum wabert, kommt ausschließlich von natürlichem Lavendel oder Pfefferminze. Aus alten Milchkartons werden Verpackungen für die Seife gebastelt.
Die 7. Klassenstufe soll auch ihre Fahrradfitness verbessern – mit einem Parcours. Die Fahrräder selber werden ebenfalls fit gemacht – in der Fahrradwerkstatt, die drei Jungen aus der Oberstufe anbieten. „Was ist denn das Problem?“, fragt Florian und es klingt wie beim Arzt. Und dann gibt es eine Behandlung für die Kette, die gar nicht mehr rundläuft. „Spannen und sehr gut ölen“, heißt die Therapie. Fröhlich radelt der Besitzer des blauen Rades nun von dannen. „Wir sind privat Fahrradschrauber, das wollten wir hier mal anbieten“, erzählt Joa und Florian deutet stolz auf sein eigenes Fahrrad, das glänzend und tip top in Ordnung an der Garage lehnt. „Wir zeigen hier, was man hauptsächlich braucht“, sagt Fredrik. „Löcher flicken und Ketten in Stand setzen.“ Aber sie haben auch Ideen für kniffeligere Probleme, da fängt der Spaß dann ja erst richtig an. „Wir überlegen, ob wir so einen Service regelmäßig anbieten sollen – das verbessert ja die Fahrfreude und auch die Fahrsicherheit.“
Die Klassenstufe 10 bewegt sich durch Großhansdorf und Ahrensburg und macht eine Umfrage zu den Themen 49 Euro-Ticket, Verkehrsnutzung generell und Mobilität in Metropolen. Anschließend soll die Umfrage im Computerraum über Excel ausgewertet und auch präsentiert werden. Ein Impulsvortrag zu Push und Pull-Faktoren im Bereich Verkehr und ein Workshop zum Thema Mobilität bei Referentin Wagner runden das Thema ab.
Die Umwelt ist Geographielehrerin Kathrin Lentz wirklich ein Herzensthema. Bereits vor einem ¾ Jahr hat sie mit den Kolleginnen Imke Kopelke, Jelka Iven und dem Umweltteam der Schule mit den ersten Planungen zum Umwelttag begonnen. Helmuth Sobottke übernahm den Verkehrserziehungsteil. Es steckt viel Arbeit drin, bis so ein Tag steht: Einwerbung von Mitteln, sehr viele Telefonate und Emails, viele Vorbereitungstreffen, Strukturierung der Abläufe...
Kathrin Lentz hat auch einen Wahlpflichtkurs zum Thema Globales Lernen angeboten. Dieser übernimmt jetzt Umweltunterricht in den 5. Klassen und begleitet die Kleinsten durch den ganzen Tag. Dafür haben die WPKler unter anderem gelernt, wie man eigentlich eine Unterrichtsstunde aufbaut.
Zudem ist die Hauptorganisatorin das ganze Jahr über auf der Suche nach interessanten und inspirierenden Referent*innen. 2024 bereitet Esther Mumuni ein Klimafrühstück für den 9. Jahrgang, wobei es ebenfalls um die Vermeidung von food waste geht. Opayi Mudumi und Okiemute Onoywe spielen ein Klimapuzzle. Teresa Inclam gibt - mit einem Live – Interview nach Südafrika - 100 Antworten auf die Fragen zur globalen Klimakrise und globalen Sichtweisen. Anton Mikoleit wirft globale Perspektiven auf die Klimakrise. Seine Live - Interviewpartnerin befindet sich gerade in Kenia. Birthe Goldenbaum beleuchtet in einem Kunstprojekt den Regenwald im globalen Kontext, Bjarne Brodersen referiert zur Frage, „wie die Welt verteilt ist“ und Berit Mohr spricht über biologische Vielfalt und Ernährungssicherheit. Acht Schüler*innen arbeiten an Podcasts über Umweltthemen mit Michael Nicolai - mit Mikrofonen werden Interviewpartner*innen gesucht, das Ergebnis kann auf der Homepage angehört werden. Viele Referent*innen werden immer wieder eingeladen und kommen auch immer wieder gerne: „Bei euch ist es immer so nett und so gut organisiert“, freuen sie sich am kleinen Buffet im Lehrerzimmer.
Neulich in der Tagesschau sah Kathrin Lentz eine ehemalige Schülerin. Valeska Diemel ist mittlerweile Meeresbiologin und Mitarbeiterin des BUND und nahm die Anreise aus Bremen auf sich, um mit den EvBlern über Fischkonsum zu sprechen.
Was wiederum Fische selber konsumieren, damit befasst sich Kunstlehrerin Susanne Krummrey. Sie ist, wie alle anderen Lehrkräfte des EvBs, emsig im Einsatz. „Wir versuchen, den Mageninhalt künstlerisch darzustellen und erfahrbar und sichtbar zu machen, was der Mensch anrichtet, wenn er Müll nicht vernünftig entsorgt oder besser recycelt“, erläutert sie. Ihr Projekt hat sie passend „There is no planet B“ genannt.
Herr Kroll, Leiter des Bau- und Umweltamtes, ist statt des Bürgermeisters gekommen und macht mit den Organisatorinnen Lenz und Iven einen Rundgang durch die Schule. Interessiert schaut er sich die Aktivitäten an, stellt viele Fragen – und ist am Ende sehr beeindruckt.
Die Organisator*innen sind am Ende froh, dass alles im Großen und Ganzen so gut geklappt hat, und danken allen, die unterstützt haben! Kathrin Lentz dankt besonders der Gemeinde Großhandorf für die tatkräftige finanzielle Unterstützung. Auch gefördert wurde der Umwelttag durch Engagement Global.
„Es gibt keinen Planeten B, wir müssen mit unserer Mutter Erde besser umgehen! Dass das so ist und wie es sogar mit Spaß und wenig Aufwand geht, unsere Erde zu schützen, das konnte am Umwelttag 2024 am EvB nachhaltig vertieft werden.“
Text: Heike Blenk
Bilder: Heike Blenk, Kathrin Lentz, Lina Gadermann