Im Forum des Stormarner Emil von Behring-Gymnasiums waren schon wieder Wahlurnen und Kabinen aufgestellt. Wieder wurden alle Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums klassenweise zur Wahl gebeten. Vor ein paar Wochen zur Wahl der Schülersprecher. Dieses Mal zur Bundestagswahl.
Stimmt, bis auf ein paar wenige Mitglieder der Abschlussklasse Q2, die am 26. September an die echten Wahlurnen treten können, sind sie alle noch gar nicht wahlberechtigt. Aber – früh übt sich, was ein kompetenter Wähler werden will. Angelehnt an die Idee der offiziellen Juniorwahl hat WiPo-Lehrerin Anastasia Kerner eine Übungswahl für die gesamte Schülerschaft organisiert. Unterstützt wurde sie von der SV, die ja schon die vorangegangene Wahl perfekt über die Bühne gebracht hatte. Unterstützt wurde sie auch von besonders interessierten Teilnehmern ihres WiPo-Kurses. Ein FSJHler war auch mit im Boot.
Und so stand das Unterstützerteam am Wahltag von 7.30 bis 14 Uhr geduldig in der Mitte des Forums und erläuterte jeder herannahenden Gruppe das Prozedere. Welche Parteien zur Auswahl stehen und welches Wahlprogramm vertreten wird, hatten die Jungwähler bereits mit ihren Klassenlehrerinnen und Klassenlehrern durchgesprochen. Und so hatten sie sich ihre Gedanken gemacht und auch eine Idee, wen sie wählen wollten.
„Die Kleinsten sind sehr interessiert, hören gut zu und fragen viel nach“, berichtete Wahlhelferin Alexa. Die Mittelstufengruppen seien etwas nachlässiger – während die Oberstufenschüler es wieder ernster nehmen würden, da die Wichtigkeit von Politik und Demokratie viel im Unterricht Thema sei. „Insgesamt vergrößert eine solche Wahl aber das Interesse an Demokratie bei allen“, hoffte Jannik. Es gab auf dem Wahlzettel jedoch auch ein Feld „Ich möchte nicht abstimmen.“ – damit niemand sich gezwungen fühlte.
„Es waren viele positive Rückmeldungen aus dem Kollegium zu hören“, freute sich die Initiatorin. „Ja, das ist eine megacoole Idee“, rief Kollegin Celia Digón-López, die gerade eine Lerngruppe zur Wahl brachte. „Demokratie zu üben, von klein an, das ist sehr wichtig! An der Schule meiner eigenen Kinder gibt es das nicht – und nicht alle Kinder haben Elternhäuser, in denen über Politik geredet wird.“ Anastasia Kerner fügte an, dass es Untersuchungen darüber gebe, dass die Wahlbeteiligung der Eltern steige, wenn die Kinder an solchen Übungswahlen teilnehmen und in den Familien darüber reden.
Auf jeden Fall möchte das EvB das Interesse an politischen Abläufen und Themen früh wecken und den Kindern im gesicherten Raum Partizipation und Erfahrung ermöglichen. Damit sie, wenn sie dann volljährig sind, bewusst und informiert wählen und kompetent über Deutschlands Zukunft mitentscheiden können.
Am Ende des langen Wahltages ging es dann ans Auszählen all der vielen Wahlzettel: Die Grünen lagen im EvB vorne. „Viele denken, die Grünen haben mit ihren Umweltideen ein gutes Wahlprogramm. Wir haben ja nur einen Planeten“, erläuterte eine Fünftklässlerin mit ernstem Gesicht und sprach damit vielen aus der Seele.
Text: Heike Blenk
Fotos: Sverre Dinter (Presse-AG EvB)