„Ich hab´s geschafft - ich bin versetzt!“

Das sagte der Schulleiter des Stormarner Emil von Behring-Gymnasiums. Versetzt wurde er  - in den Ruhestand. Seine aktive 39jährige Berufszeit in Hamburg und Schleswig-Holstein ist geschafft.

„Eigentlich hätte ich mich ja gerne mit einem üppigen Buffet verabschiedet und Ihnen auch gerne zur Feier des Tages einen Sekt kredenzt“, sagte Rainer Kuske bei seiner Verabschiedung im Forum der Schule. „Aber in Corona-Zeiten ist ja leider alles anders.“ Das Kollegium konnte nicht für den scheidenden Kapitän des Schulschiffes im Chor singen, saß in gebührendem 1,5m-Abstand zueinander und einige Kolleg*innen konnten gar nicht teilnehmen, weil sie als „vulnerabel“ eingestuft sind und Menschenmengen meiden sollen.

Aber ansonsten war es doch eine Verabschiedung, wie sie sein soll. Das Rednerpult auf der Bühne war mit Blumen in Europafarben üppig geschmückt – und es gab zahlreiche Grußworte: Vom Schulverband durch Herrn Blitzer. Vom Arbeitskreis Schuleiter*innen Südost durch Herrn Schwenke. Vom Örtlichen Personalrat durch Susanne Krummrey und Sven Anderson. Grußworte der Fachschaften richtete Christian Bahrdt aus. Frau Pietsch sprach für den Schulelternbeirat und  Janne Behrens und Laura Kitzmann vertraten die Schülerschaft.

Aus den verschiedenen Redebeiträgen entstand ein Mosaik, in dem sich der Schulleiter gut wiederfinden konnte. Menschlich, offen und wertschätzend. Ausgleichend, geduldig und kompetent. In hohem Maße an der baulichen und digitalen Weiterentwicklung der Schule beteiligt. Auf Festlichkeiten nicht nur ins Mikrophon sprechend, sondern durchaus auch selber rockend und singend.

Es gab viele Geschenke! Oberstufenleiterin Katharina Schulz und Orientierungsstufenleiter Jörg Schraplau zählten jede Menge Musikstücke auf, die zum Schulleiter und Privatmenschen Rainer Kuske passen und überreichten ein Buch zum Thema und Karten für das Elb-Jazz Festival im nächsten, hoffentlich Corona-freien Jahr vom Kollegium. Herr Schwenke hatte die kunstvoll gebastelte Einladung zur Feier, in ihrer Ursprungsform eine kleine Schachtel, gefüllt und in irisierendes Cellophanpapier gewickelt wieder mitgebracht. Mittelstufenleiterin Ingrid Hüniken hatte gemeinsam mit ihrem Kollegen Helmuth Sobottke eine Fotogalerie zusammengestellt, die Impressionen aus dem Schulleben zeigte. Online zugeschaltet kommentierte sie die einzelnen Stationen. Das Kollegium hatte eine riesige Kiste mit vielen persönlichen, bunt und glitzernd eingewickelten Geschenken gefüllt. Bettina Hoffmann und Yasmin Beier performten zusammen gekonnt ein selbstgemachtes Gedicht, in dem sie die positive Zusammenarbeit mit dem Chef lobten und überreichten das Geschenk des Sekretariats und der Hausmeister.

Es gab Musik! Die Musikkollegen Beate Kröger, Jörg Schraplau, Henning Grupe nutzten Altsaxophon, Klavier, Gitarre – und auch Gesang, als sie zum Anlass passende Musikstücke präsentierten. „Heaven“, weil nun der Schulstress – vor allem der durch Corona verursachte -, ein Ende habe. „Oblivion – Astor Piazolla“, weil nun eine wunderbare Zeit des Ruhestandes und der Selbstbestimmung folgen könne. „Selbstbestimmung – auf alle Fälle. Ruhe – auch gerne. Aber Stehenbleiben – eher nicht!“, kommentierte der scheidende Schulleiter später lächelnd. Er hat schon viele Pläne zusammen mit seiner Lebensgefährtin, seinem 15jährigen Enkel – und seiner Band. Musik, Radfahren und anderen Sport treiben, Urlaub machen, Lesen, Philosophieren, „rumwerkeln“ und programmieren – alles nach selbstbestimmtem Terminkalender und mit Muße.

Die erwähnte Band war auch anwesend und kommentierte – gemeinsam mit dem musik-affinen Schulleiter - die Situation ebenfalls musikalisch. „Papa will da nicht mehr wohn´“ von Stefan Gwildis erklang – und auch dessen „Schön, schön, schön“. Schön war es – am EvB, schön sei es, dass nun eine neue Zeit folgt.

Sogar ein Solo des Musikers Rainer Kuske gab es am Ende. Berührend interpretierte er „Human“ von Rag´n´Bone Man. „I´m only human, don´t put your blame on me, I do what I can, I´m just a man, I do what I can, don´t put the blame on me”, heißt es da im Refrain – ein Hinweis darauf, dass es nicht immer leicht war an der Spitze und dass dort die Luft dünner war; etwas, das auch schon der EvB-Schulleiter vor ihm, Herr Müller, bemerkt hatte.

Abgesehen von diesem kleinen kritischen Seitenhieb war Rainer Kuske aber voll des Lobes. Das EvB sei eine tolle Schule mit einer sehr eigenständigen und effektiven Schulleitungsrunde, auch ohne ihn. Es wären hoch engagierte Kolleg*innen am Werk und freundliche und engagierte Schüler*innen. Das Sekretariat sei locker und spitze und die Hausmeister 1000%ig verlässlich. Dafür überreichte diesmal er Geschenke. Statt einer Umarmung musste es der Ellenbogenstupser tun. Die Elternschaft arbeite konstruktiv und innovativ mit.

„Vermissen werde ich die leuchtenden Augen der 5. Klässler, wenn sie das erste Mal als Orchester beim Weihnachtskonzert auftreten. Und die immer beeindruckenden Aufführungen der Fachschaft Darstellendes Spiel, die freundliche Atmosphäre in der Schule, das tägliche Zusammentreffen mit so vielfältigen Menschen.“ Die EvB-Zeit sei für ihn intensiv gewesen und überwiegend von viel Freude geprägt.

„Lehrer war der richtige Beruf für mich!“, stellte er abschließend fest. Bereits in der 8. Klasse hätte er diesen Berufswunsch verspürt – und er hätte jetzt gerne noch erlebt, wie sich das Berufsbild des Lehrers durch digitale Endgeräte grundlegend verändere.

Er komme gerne mal vorbei und schaue mal, was sich getan habe. Eine erste Einladung dazu hat er schon in der Tasche: Zur Abiturentlassung des Jahrgangs 2021. Mit dem zusammen hat er vor sieben Jahren am EvB angefangen, dessen Verabschiedung möchte er natürlich noch miterleben; als Gast.

Für seine Tätigkeit als Schulleiter verbeugt und bedankt sich das EvB - und wünscht von Herzen alles erdenklich Gute!

Text und Fotos: Heike Blenk

 


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