Erasmus - Jobshadowing in Finnland

26. Januar 2024

Zum Abschluss unseres Erasmusprogramms lernen wir vier Schulleiter*innen aus den USA kennen. Auch die vier wollen von den Finnen lernen. Und wieder diskutieren wir, wie Digitalisierung und Schule funktionieren kann. Und, Amerikaner, Finnen und wir Deutschen sind uns einig: Digitalisierung negieren geht nicht.

Und immer wieder geht es in unseren Gesprächen um die Haltung, die gegenüber der Bildung vorzufinden ist. Die amerikanischen Kolleginnen befürchten, dass ihre nächste Regierung möglicherweise finanzielle Mittel für Schulen streichen könnte. Sozialer Frieden ist aber nur durch gute Bildung möglich, und gute Bildung braucht neben Vermittlung von Wissen, eine positive, aufgeschlossene und wertschätzende Haltung der Politik und natürlich finanzielle Mittel. -  Die finnischen Kolleginnen und Kollegen sind übrigens in Gelächter ausgebrochen, als sie von dem Gerücht hörten, dass in Finnland Laptops, iPads etc. in den Schulen wieder abgeschafft würden.

Wir schauen auf unglaublich intensive und interessante Tage zurück und sind dankbar, dass wir dieses Programm absolvieren konnten. Zu unserem Motto ist der Satz des finnischen Schulleiters Ismo geworden „Hope & Courage – Create good every day living!“ In diesem Sinne geht es zurück nach Großhansdorf – mit den Köpfen voll von Inspiration und Ideen – und der Hoffnung auf hellere Tage!

25. Januar 2024

Schon der vierte Tag in Helsinki, die Zeit fliegt, gleichzeitig kommt es uns länger vor, so viele neue Eindrücke und Gespräche. Immer wieder nehmen sich die finnischen Kolleginnen und Kollegen Zeit, sie erklären immer mehr Details des finnischen Schulsystems, das so eng verflochten ist mit der finnischen Geschichte. Aber auch Politisches wird diskutiert, vorsichtig erst, dann immer offener.

Schon mit 12 können die Schülerinnen und Schüler entscheiden, ob Lehrkräfte mit ihren Eltern sprechen dürfen oder auch nicht. Hui, das ist ziemlich jung, finden wir. Eltern erfahren also nicht, wenn Quatsch gemacht wird, wenn geträumt wird im Unterricht statt gelernt. Dass Schülerinnen und Schüler losgelöst von ihren Eltern gesehen werden, bedeutet aber auch, dass die Schülerinnen und Schüler selber sehr früh Verantwortung hinsichtlich ihrer Schullaufbahn nehmen müssen. Die Schülerinnen und Schüler sind freier, aber gleichzeitig auch wieder nicht, denn ihre eigenen Entscheidungen bestimmen ihr Leben, und nicht immer gibt es eine 2. Chance. (Wenn ich jetzt nicht arbeite, wenn ich jetzt nicht zur Schule gehe, wenn ich unaufmerksam bin, dann mache ich nicht mein „Abitur“). Die finnischen Lehrkräfte, die wir erleben, ermahnen weniger, lassen mehr Eigenes zu, die Freiheit der Einzelnen wird sehr aufmerksam und freundlich respektiert. Und diese Freundlichkeit erleben wir auch uns gegenüber. An dieser Stelle schon ein erstes herzliches Danke an Ismo, den Schulleiter, und Helena und Annika, die uns so nett begleitet haben.

Und haben wir eigentlich schon die Mensa erwähnt? Das kann man gar nicht oft genug machen, es ist wirklich der Wahnsinn! Das Wetter ist nicht unbedingt das, was wir mitnehmen möchten, aber die Freundlichkeit und der respektvolle Umgang untereinander und das Mensaessen!

24. Januar 2024

An unserem 2. Hospitationstag (Philo – Bio – Mathe) denken wir weiter über Digitalisierung nach. Wir erleben im Unterricht Phasen mit Lehrervorträgen mittels Filmen und Präsentationen und das Zusammentragen von Ergebnissen von Gruppenarbeiten auf digitalen Pinnwänden. Soweit ist uns vieles aus unserem eigenen Schulalltag bekannt.

Was wir aber so nicht kennen, sind die Prüfungsformate. Auch Klausuren werden digital geschrieben – selbstverständlich ohne Verbindung zum Internet. Wissen wird zum Teil über Multiple Choice Aufgaben überprüft und dann direkt von dem Computerprogramm korrigiert (wie praktisch!). Ergänzt wird dies durch weiterführende Schreibaufgaben. Ist das alles auch eine Idee für uns?

Übrigens, es ist warm in Helsinki! Schneeschmelze setzt Straßen und Plätze unter Wasser, trotzdem setzt uns eisiger Wind zu. Morgen werden wieder Minusgrade erwartet, mal sehen, wie wir über die dann entstehenden Eisflächen gleiten oder glitschen oder schlittern.

23. Januar 2024

Heute war unser erster Hospitationstag und wir erleben, dass die finnischen Schülerinnen und Schüler unseren Schülerinnen und Schülern in ihrem Verhalten nicht unähnlich sind. Und noch etwas erkennen wir wieder: den Schock der letzten PISA-Ergebnisse. Für uns vielleicht nicht so ein unbekanntes Drama, wir sind das Mittelfeld gewohnt, aber für die Finnen als ehemalige „Sieger“ ist es ein wirkliches Desaster! Die finnischen Kolleginnen und Kollegen diskutieren in den Pausen, wir hören, es läge an Handys, iPads, PCs, und zwar an der Nutzung in der Schule und zu Hause!

Handys und Co seien ein Problem, weil die Schülerinnen und Schüler durch ihre Nutzung viel zu wenig schlafen würden, sie dadurch unaufmerksam, müde und unkonzentriert würden, weil sie in der Schule durch Handys und Co abgelenkt würden, zum Teil vereinzeln und das eigene Nachdenken häufig an die KI abgeben und das Selberdenken verlernen würden.

Und nun? Digitalisierung abschaffen? Nein, Schule darf sich der Welt nicht entfremden! Zudem sind die Vorteile der Digitalisierung offensichtlich! Auf Digitalisierung zu verzichten wäre wie Autos abzuschaffen und die Pferde zu satteln oder zu morsen statt zu telefonieren.

Also: In Finnland will man Pädagogik neu denken, Digitalisierung anders in den Unterricht integrieren, auch dieses Anliegen ist uns nicht fremd. Wir sehen Unterricht, in dem diese Interaktion zwischen PC und Papier wunderbar funktioniert. Wenn es Unterrichtsgespräche gibt, werden die PCs zugeklappt, wenn die Lehrkraft Input gibt, werden ebenfalls die PCs zugeklappt. Wenn die PCs sinnvoll genutzt werden können, werden sie wieder aufgeklappt. Das funktioniert tadellos. Wenn es so weitergeht, dann verlassen die Finnen wieder das PISA-Mittelfeld und spielen ganz oben mit! Und wir dann natürlich auch!

22. Januar 2024

Wir haben erwartet, dass wir von der finnischen Schule beeindruckt sein würden. Aber das, was wir heute erlebt haben, übertrifft alle unsere Vorstellungen. Begonnen bei der Freundlichkeit der Kolleginnen und Kollegen, der Authentizität des Schulleiters Ismo (wir haben 2 Stunden ohne irgendeine Unterbrechung gesprochen!), dem gesunden Essen in der Mensa (eher ein Restaurant), den Möbeln, der Ausstattung insgesamt, finden wir vor allem aber das positive Menschenbild, das dieser wunderbaren Schule zugrunde liegt, bemerkenswert: Jeder ist gleich -  jeder wird gebraucht  - „Hope & Courage: Create good every day living“. Anliegen werden offen benannt und miteinander diskutiert. Man nimmt sich gegenseitig ernst, es gibt keine und keinen, der und die wichtiger ist als andere.

Für die Kolleginnen und Kollegen gibt es pädagogische Cafés, aber keine eingeschworenen Tischgruppen, Offenheit wird hier gelebt. Und: Man respektiert sich, man hört sich zu, man redet miteinander.

21. Januar 2024

Schon am Flughafen in Helsinki: Ruhe, leise Stimmen, kein Rufen, keine Aufregung, keine Hektik . Und dann, draußen im eisigen Wind und Schnee? Auch hier: Ruhe, Stille, gedämpfte Geräusche.

Es sind nur minus ein Grad, es fühlt sich durch den Wind viel kälter an, Schneeberge türmen sich am Straßenrand.

Werden wir morgen in der finnischen Schule auch die Ruhe vorfinden? Oder eisigen klaren Wind? Auf jeden Fall rechnen wir mit viel Englisch, denn Englisch scheinen alle Finnen fließend zu sprechen. Wir freuen uns auf morgen.

20. Januar 2024

Was SCHULE in Finnland bedeutet, darüber berichten wir in dieser Woche.

Wir, das sind Bettina Roosen und Renate Schoeneich. Wir haben gefütterte Stiefel und die dicksten Pullover eingepackt und wollen in Finnland aus erster Hand erfahren, wie man in Helsinki Schule macht.

Sonntag geht es los, wir sind gespannt!


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