Vier Bücher hat Isabel Bogdan bereits veröffentlicht, zwei davon wurden verfilmt. Das fünfte kommt im Herbst auf den Markt. Dementsprechend ist sie mit Druckfahnen beschäftigt und hat viele weitere Termine, das Buch betreffend. Dennoch sagte die Autorin spontan zu, als die 7e des Emil von Behring-Gymnasiums einen Besuch anfragte. Sicher war es hilfreich, dass sie Deutschlehrerin Heike Blenk schon einen ganze Weile näher kennt – aber dennoch hätte jeder eine Absage verstanden.
Zur Begrüßung in Klassenraum 026 sagen Elina, Ella und Viktoria mit leuchtenden Augen, dass sie schon begeisterte Leserinnen seien. Auch Maja Lina und Nikolas outen sich als Leser. Einige schreiben auch selber gerne. Aber wieder andere sagen fest entschuldigend, dass Lesen sie nicht interessiere.
Die Autorin versteht sie. Mir ist die Lust am Lesen leider auch eine Weile abhanden gekommen“, gibt sie zu. Inhaltsangaben, Charakteristiken, Interpretationen musste sie in der Schule abliefern. Am Ende sei die Lebendigkeit der Geschichte verschwunden gewesen. Und dann diese Erwachsenenliteratur aus anderen Jahrhunderten. Da habe sie sich nicht wiedergefunden. Das habe sie gelangweilt. Die Deutschlehrerin nimmt sich vor, das bei der Lektürewahl im nächsten Schuljahr auf alle Fälle zu berücksichtigen, auch wenn sie sich natürlich auch an den Lehrplan halten muss.
Nach ihrem Studiums der Japanologie und Anglistik habe sie als Übersetzerin gearbeitet, „weil mich interessiert hat, wie Menschen Sprache benutzen“, fährt Isabel Bogdan fort. Und darüber habe sie zurück zum Lesen zurückgefunden. Und zum Selberschreiben auch.
„Lest nichts, das euch langweilt. Es gibt da draußen so viele Bücher, ich bin sicher, da ist für jeden das richtige dabei, man muss es nur suchen und finden“, ermutigt Isabel Bogdan die Schüler*innen der 7e zum Lesen. Zum Lesen eben des Buches, das für den einzelnen zum konkreten Zeitpunkt das richtige ist.
Die Autorin erzählt von ihrem Berufsalltag, den sie jeden Tag selber strukturieren muss. Von Einsamkeit am Schreibtisch und Schreibblockaden. Von Versagensängsten. Von Schreibcamps. Von der Suche nach einem Agenten und einem Verlag. Von Lesereisen in kleine Orten mit nicht so gemütlichen Hotelzimmern. Aber auch vom Glück, wenn die Menschen freiwillig in eine Lesung kommen. Der 7e wird klar, dass eine Menge dazugehört, zum Beruf Autorin.
„Man muss sich gut vernetzen“, sagt die Hamburgerin. Ich kann mittlerweile vom Schreiben leben“, lächelt sie. „Das träfe aber leider auf die meisten Autor*innen nicht zu. Die meisten hätten einen Nebenjob – der sie dann wieder vom Schreiben abhielte und behindere.
Die 12- und 13jährigen Gymnasiasten hängen an ihren Lippen; 90 Minuten lang. Jede Zwischenfrage wird beantwortet. „Haben Sie einen bestimmten Schreibstil?“ „Nein, jedes Buch erfordert einen anderen.“ „Orientieren Sie sich an anderen Autoren?“ „Nein, man schreibt eher aus seiner eigenen Lebenswelt heraus.“ „Wie schreiben Sie am liebsten?“ „Mit vielen Dialogen – da kann man Charaktere auch mal fluchen lassen.“ „Wie finden Sie die Namen für Ihre Charaktere?“ „Da google ich manchmal einfach im Internet.“
Dann stimmen sie ab – es soll noch vorgelesen werden aus „Laufen“. „Wir haben Ihre Bücher zu Hause im Regal stehen“, sagt Tilda danach. „Meine Mutter ist ein Fan von Ihnen.“ „Ach, dann liebe Grüße“, sagt die Autorin. Auch die stellvertretende Schulleiterin Renate Schoeneich hat von Isabel Bogdan gehört; sie berichtet, dass ihre Buchhändlerin im Grindel von ihr schwärme.“ Tobias gefällt das Cover von „Der Pfau“ sehr.
Am Ende bedankt sich die 7e mit Blumen und Karte – und holt sich schüchtern Autogramme. Auf weißen Zettel, in Ermangelung einer Buchklappe. Und diejenigen, die selber schreiben, holen sich das Ok, dass sie der Autorin mal ihre Texte schicken können, für eine erste Experteneinschätzung. Das wäre dann ja auch die erste Vernetzung, die so wichtig ist, für angehende Autor*innen.
Text und Fotos: Heike Blenk