Madrid, wir kommen mit! – Ein unvergesslicher Austausch

„¡Hola!“, hieß es, als die vier und vierzig Emil-von-Behring Schüler die Ausgangstore des Flughafens in Madrid verlassen und eine fröhlich jubelnde Meute Spanier antreffen. Mit Schildern, Flaggen und Rufen heißen sie uns in Spanien willkommen.

Grüne Palmen ziehen an uns vorbei, ein rosaroter Himmel mit Bergpanorama in der Ferne, die Busfahrt genießen wir in vollen Zügen. Während das Ortsschild immer näher kommt steigt auch die Aufregung immer mehr, doch als wir schließlich um eine Ecke biegen und vier und vierzig Familien neugierig auf uns warten, gleicht der Reisebus einem Brüllaffenkäfig. Überall wird getuschelt und gekichert, nach fünf Stunden Anreise ist es endlich so weit. Mutig stürzen wir uns also mit unseren Austauschschülern in das Getümmel, begrüßen strahlende Mütter, verklemmte Väter, schüchterne Geschwister und manchmal auch schwanzwedelnde Haustiere. Schließlich leert sich der Platz langsam, jeder geht seiner Wege, ganz alleine in einer fremden Familie, einer fremden Umgebung und einer nicht ganz so fremden, aber dennoch schweren Sprache.

Nun beginnen wohl sieben der unvergesslichsten Tage unseres Lebens.

Während wir am Samstag mit sonnigem Wetter und einer Menge Spaß von Attraktion zu Attraktion rennen (im Parque de Attraciónes), Kettenkarussell fahren, um die Wette schreien und Joghurteis essen, geht es am Sonntag direkt weiter mit dem nächsten Highlight: Eine extra für uns vorbereitete Poolparty. Nachdem die ersten Jungs waghalsig ins kalte Nass gesprungen sind, geht es auch für uns Mädchen ins Wasser, ob freiwillig oder unfreiwillig. :)

Die Familienzeit kam am Wochenende natürlich auch nicht zu kurz, viele Spanier verwöhnten uns mit traditionell spanischem Essen, etwa den „churros con chocolate“ (Süßgebäck mit Schokolade) zum Frühstück, „paella“ als Hauptspeise (Reisgericht mit Meeresfrüchten, Fleisch und Gemüse) oder auch Pausenbrote: „bocadillos“ (belegte Brötchen). Manche besichtigten antike Gebäude und Denkmäler, wie beispielsweise den Palacio del Infante don Luis, meine Familie und ich fuhren zu einem Markt in Madrids Innenstadt.

Gemütliches Ausschlafen und abendliches Amüsement nahm schließlich ein Ende, als wir am Montag das Schulleben der IES Arquitecto Ventura Rodriguez Schule kennenlernen durften. Lehrer sowie Schüler bereiteten sich schon seit Wochen auf diesen Tag vor, sammelten Ideen, planten Workshops und besorgten Materialien. Mit viel Handwerkskunst starteten wir direkt produktiv in die neue Woche, stellten Seife und Lipbalm selber her, durften Batik T-Shirts entwerfen und Kunst aus Müll basteln. Mit einem Programm für die 3D Drucker des Informatikraumes stellten wir unsere eigenen Designs zusammen und druckten einige anschließend auch aus, mein persönlicher Lieblingsworkshop.

Um auch einiges über die Geschichte Madrids kennen zu lernen, fuhren wir am Dienstag in die wunderschöne Hauptstadt Spaniens. Mit Fotoapparat, Sonnenbrille und bocadillos ausgerüstet besichtigten wir u. a. den Royal Palace, machten Halt bei der Gran Via (berühmte Shoppingmeile) und bewunderten den wunderschönen Parque del Retiro (Stadtpark).  Die Besichtigung von Denkmälern und berühmten Gebäuden wurde dabei durch kleine Five-Minute-Talks der Spanier begleitet.

Damit auch die Sportler unter uns nicht zu kurz kommen, besuchen wir am Mittwoch einen Sports Club mitten im Grünen. Neben Bogenschießen und Fußball spielen war hierbei das absolute Highlight die gemeinsame Kanufahrt. Immer drei Leute pro Kanu stachen wir in See und obwohl so gut wie keiner Wechselklamotten mitgebracht hatte, ließen wir es uns nicht nehmen, „ausversehen“ zu kentern. Nicht einmal die Frostbeulen wurden verschont, als die Piraten zum Entern angeschwommen kamen. Glücklicherweise schien auch heute wieder die Sonne und bei dem abschließenden Paella essen wurde uns wieder richtig warm.

Tja, und mit dem Donnerstag endet unser wie im Flug vergangener Kurzurlaub auch schon. Ein letztes Mal versammeln wir uns alle gemeinsam im Veranstaltungsraum der Schule, um unsere schöne Woche zu feiern. Präsentationen, Auszeichnungen und Erinnerungsfotos begleiten das Fest, doch trotz all der Fröhlichkeit fließen schon die ersten Abschiedstränen.

Als nach einem ausgiebigen Buffet und Verabschiedungen der Austauschfamilien schließlich unsere Austauschschüler an der Reihe sind, öffnen sich schließlich alle Schleusen, das Ende der schönsten Woche unserer Schulzeit lässt auch die Härtesten nicht kalt. Doch die Freude auf unsere Familie, unser wohliges Heim, unser eigenes Bett, ist natürlich riesig.

Und nun?

Jetzt, da wir zu Hause sind, merken wir erst, wie sehr diese sieben Tage uns verändert haben. Abgesehen davon, dass auf einmal vier und vierzig braun gebrannte Schüler und drei Lehrer zwischen herbstblassen Kindern auftauchten, verbesserten sich unsere Sprachkenntnisse deutlich. Die Kommunikation fällt mir persönlich nun viel leichter. Ich nahm Spanien als eine Chance wahr, all meine Schüchternheit einfach zu Hause zu lassen und drauf los zu quatschen. So merkte ich, dass es niemanden interessiert, wenn man mal ein Wort falsch ausspricht, die Meisten freuten sich sogar, als ich das Gespräch mit ihnen suchte. Mit einigen Mädchen unterhielt ich mich stundenlang auf Englisch, als wäre es unsere Muttersprache. Zurück in Deutschland hat sich diese Angst vor dem Gespräch dadurch ebenfalls deutlich verbessert.

Generell sind wir alle in jedem Fall ein großes Stück reifer geworden, waren auf uns gestellt und konnten beweisen, dass es gar nicht so unfassbar schwierig ist, etwas selbst in die Hand zu nehmen.

Text: Amelie Plato 9b/AG-Presse


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