Mit einem lachenden und einem weinenden Auge...

13 Jahre lang saß Bettina Hoffmann ab frühmorgens mit ihrer Kollegin Yasmin Beier im Sekretariat des Stormarner Emil von Behring-Gymnasiums und war für alle Anliegen ansprechbar. „Guten Morgen, ich möchte meine Tochter heute krankmelden, es geht ihr nicht gut.“ „Hallo Bettina, hast du schnell eine Briefmarke für mich?“ „Ich brauche ganz dringend Büroklammern!“ „Wissen Sie, in welchem Raum die 7a gerade Unterricht hat? Ich bin zu spät und finde jetzt meine Klasse nicht; die ist nicht im regulären Raum.“ „Der Toner im Kopierraum müsste nachgefüllt werden – bitte bitte ganz schnell, ich brauche die Kopien noch zu dieser Stunde!“ „Wir brauchen sofort ein Kühlpack, Simon hat sich am Karussell das Knie verdreht!“ „Da ist Papierstau im Kopierraum – Hilfe!“ „Druckt ihr im Sekretariat auch die Nachwarnungen für uns aus?“ „Schau doch mal, ist die Abrechnung für die Fachschaft Darstellendes Spiel so korrekt?“ „Ist der Chef da? Ich müsste ihn sprechen, dringend!“ „Ich suche den Hausmeister, könnt ihr den bitte mal anpiepen?“

Eltern, Lehrkräfte und Schüler*innen fluteten den ganzen Vormittag das Vorzimmer des Schuldirektors mit den verschiedensten Fragen und Wünschen – und allen wurde umgehend vom Sekretärinnen-Duo geholfen – freundlich, manchmal tröstend, geduldig und kompetent.

Ab April sucht man nun Frau Hoffmann vergebens. Angekündigt hatte sie es lange, aber niemand konnte sich das wirklich vorstellen – so perfekt und wie am Schnürchen funktionierte das Sekretariat – sachlich und menschlich. Aber nun ist es tatsächlich soweit, Frau Hoffmann hat Frau Beier und das EvB verlassen – und ist im Ruhestand. Sie sucht keine Informationen oder Kühlpacks mehr heraus und notiert auch keine Krankmeldungen mehr.

Zum Glück gibt es schon Frau Siegel, die nun auf dem zweiten Stuhl im Sekretariat Platz genommen hat und bereits seit einigen Wochen eingearbeitet wird. So wird es an der wichtigen Schnittstelle weiterhin freundlich und sehr kompetent zugehen - aber dass Frau Hoffmann nach 13 Jahren erstmals fehlt, wird dennoch noch eine Weile irritieren.

Mit einem lachenden – und eben einem tränenden, weinenden - Auge verabschiedete sich das EvB deshalb am Anfang der Woche gebührend. Frau Hoffmann hatte zu Kuchen und Sekt eingeladen – und Kollegium und Schülerschaft bedankten sich für alles mit verschiedensten Darbietungen im Forum. Die SV hatte einen Film gedreht und geschnitten, in dem alle Klassen mit bunten Schildern DANKE SCHÖN sagten – sprechend, rufend, dichtend, singend...

Musikalisch ging es auch weiter, mit Klavier und Gitarre. Die Lehrer Henning Grupe und Jörg Schraplau wiesen mit „I´m still standing“ darauf hin, dass so ein Schulalltag mitunter sehr anstrengend und Kräfte zehrend sei – und Frau Hoffmann dennoch alle Klippen meistern konnte und noch immer fröhlich und aufrecht agierte. Der Lehrerchor hatte es trotz kurzer, hektischer Pausen geschafft, einige Lieder einzustudieren und die Musiklehrerinnen Lena Sebastian, Berit Koch und Beate Kröger boten ebenfalls Musikalisches auf verschiedenen Instrumenten. Sichtbar gerührt genoss die frühere Schulsekretärin die Darbietungen, klatschte begeistert und warf sogar ausladende Kusshändchen zum Dank.

Später im Lehrerzimmer ging es weiter mit den Geschenken: Das Kollegium sagte mit vielen Umarmungen Danke und lud zu einem Wochenende zu zweit an der Mecklenburgischen Seenplatte ein; viele Kollegen schenkten noch weitere, persönliche Dinge und Luftballons und Blumensträuße schmückten den Raum. Mit den Tränen kämpfte Yasmin Beier, als sie die gemeinsame Zeit in Gedichtform Revue passieren ließ.

Schulleiter Frank Weis versuchte in seiner Abschiedsrede die Tätigkeit einer Schulsekretärin zu fassen – zu beschreiben - und gab dann nach Nennung verschiedenster Aktivitäten irgendwann auf – so vieles zusammen mache diesen anspruchsvollen und so wichtigen Beruf aus. Er bedankte sich für 13 Jahre verlässliche, kompetente, souveräne – und ebenso  herzliche - Arbeit, auf die er immer habe bauen können. Das Sekretärinnen-Duo Hoffmann/Beier sei etwas sehr Besonderes gewesen! Er hoffe nun sehr, dass sich die beiden neuen Protagonistinnen auch so gut zusammenfinden könnten.

Erst einmal knallten nun aber endlich die Sektkorken und herzhaft wurde in den Butterkuchen gebissen. Lachend wurden von Lehrkräften, Elternvertreterinnen, Hausmeistern und Schülervertreter*innen Anekdoten aus 13 Jahren ausgetauscht – jeder erinnerte etwas anderes mit Frau Hoffmann. Ihr Lebensgefährte, ihr Sohn und ihre Zwillingsschwester waren sich nach einer langen Feier einig – so eine herzliche Verabschiedung gäbe es in der Freien Wirtschaft nicht – aber nun sei ja „die Frau Hoffmann“ offensichtlich auch etwas Besonderes an ihrer Wirkungsstätte gewesen.

Das EvB winkt und ruft seiner ehemaligen Sekretärin zu: „Alles Gute, liebe Bettina Hoffmann! Lass es dir gutgehen in deiner neuen Freiheit – und komm mal wieder vorbei, wenn du es einrichten kannst! Du bist immer herzlich willkommen!“

Text und Bilder: Heike Blenk

 

 

 

 

 


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