Politik goes Schule

Gesellschaftliche Fragen werden von Politikern eigentlich weit weg in Büros im Land- oder Bundestag verhandelt. Junge Menschen bekommen sie selten zu Gesicht. Das soll das vom Kultusministerium Schleswig-Holstein geförderte „Dialog P“-Projekt ändern. Politiker aus vier Partei-Richtungen besuchten das Stormarner Emil von Behring-Gymnasium, um mit dem Einführungsjahrgang der Oberstufe hautnah zu diskutieren.

Von „Dialog P“ hatte es auch einen Flyer gegeben, der die Organisation einer solchen Veranstaltung unterstützte. Die Themen hatten die Jugendlichen selbst abgestimmt: Sollte das ÖPNV-Ticket (als Deutschlandticket) für Schülerinnen und Schüler kostenlos ausgegeben werden? Sollten die Schülerinnen und Schüler in Schleswig-Holstein  bei der Wahl ihrer Fächer stärker in den Entscheidungsprozess eingebunden werden? Sollte Extremismus-Prävention verpflichtend in den Schulunterricht integriert werden? Sollte ein bedingungsloses Grundeinkommen für alle in Schleswig-Holstein eingeführt werden?

Ein kleines Moderationsteam - Ole, Lani, Xenia, Tom, Paul und Zoe - kümmerte sich um den reibungslosen Ablauf. Begrüßung der Stellvertretenden Schulleiterin Renate Schöneich im Verwaltungstrakt. Vorstellung der Landtagsabgeordneten im Forum: Martin Habersaat (SPD). Tobias Koch (CDU). Oliver Brandt (Bündnis 90/Die Grünen). Johannes Basler (FDP) war selber schon Schüler am EvB. „Das Abi habe ich hier 2007 gemacht, bis dahin gab es derartige Formate nicht“, lobte er die von WiPo-Lehrer Maik Güldenstern federführend organisierte Veranstaltung und freute sich auf lebendige Austausche.

Als Warm Up folgte ein Kahoot-Quiz für alle. Wie viele Menschen leben in Schleswig-Holstein? Wie viele Kilometer Küste hat Schleswig-Holstein? Anschließend waren vier Klassenräume den vier Fragestellungen zugeordnet, in jedem saß eine aus dem Unterricht sehr gut vorbereitete Gruppe Schülerinnen und Schüler – und die Politiker tauschten durch. Sehr deutlich wurde so, dass eben dasselbe Thema aus unterschiedlichen politischen Richtungen ganz unterschiedlich gesehen werden kann. Und dass jedes Thema in einem Netz aus anderen Themen verstrickt ist, die es auch zu beachten gilt.

Bei der konzentrierten Diskussion ums Grundeinkommen waren sich die Jugendlichen einig, dass man es ausschütten sollte, damit beispielsweise niemand eine Arbeit machen muss, die ihm nicht liegt. Nicht bedacht hatten sie, dass das Geld natürlich von anderen erst einmal erwirtschaftet werden muss; die dann also für andere mitarbeiten müssen. Aus Sicht des FDP-Politikers nicht tragbar. „Würde man das für Schleswig-Holstein einführen, würde das Land einen enormen Zulauf an Menschen aus dem In-  und Ausland haben  – und das wäre dann erst recht nicht zu finanzieren!“ Andere Parteien sahen es milder –generell wurde aber deutlich, dass es besser wäre, Menschen in Arbeit zu bringen, anstatt ihnen bedingungslos Geld zur Verfügung zu stellen.

Bei der Frage nach der Extremismus-Prävention wurde klar, dass man, wenn sie verbindlich im Lehrplan verankert werden soll, eine größere Stundentafel bräuchte. Und somit mehr Lehrkräfte. Die wiederum zur Zeit des starken Lehrermangels nicht zu finden seien – und wegen der angespannten Haushaltslage auch gar nicht zu bezahlen. „Man könnte natürlich auch ein anderes Thema streichen. Aber welches soll es denn dann sein?“, fragte der Landtagsabgeordnete Martin Habersaat (SPD).

Am Ende wurden die Diskussionsergebnisse im Forum zusammengefasst – und alle stimmten ab. Dabei hoben 100% der Schülerinnen und Schüler ihre grüne Pro-Karte bei der Frage, ob sie ihren Fächerkanon mitbestimmten sollten. Ebenso wollten 100% Extremismus-Prävention verpflichtend in ihren Lehrplänen stehen haben. Gegenteilige Argumente der Politiker konnten sie nicht überzeugen. Für das bedingungslose Grundeinkommen waren hingegen nach den Diskussionen nur noch 19%. 

Lisa fand, der WiPO-Unterricht von Maik Güldenstern, Anastasia Zunker, Tim Ulrich und Michalis Alekoglu sei wirklich gut. Aber das hier sei noch mal etwas anderes. „Schon die geschliffenen und strikten Formulierungen, bei denen es schwer ist, einzuhaken, sind eine neue Herausforderung.“ Paul ergänzte, dass trotz wirklich intensiver unterrichtlicher Vorbereitung hier noch mal andere Aspekte zutage getreten wären. Lotta war erstaunt, dass der Abgeordnete der Grünen Umweltfragen gar nicht in den Vordergrund stellte. Gut fanden viele, dass sie von der Politik direkt angehört und zumeist auch ernst genommen wurden.

Text und Bilder: Heike Blenk


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