Sie marschieren. Sie halten eine Waffe in der Hand. Sie müssen damit schießen und töten. Sie müssen in den Krieg ziehen. Sie sind noch Kinder. Das ist kaum vorstellbar für die Großhansdorfer Schülerinnen und Schüler des 9. Jahrganges! „Kriege sind generell etwas Furchtbares. Aber in manchen Ländern kämpfen sogar auch Kinder in Kriegen als Soldatinnen und Soldaten. Weltweit gibt es Zehntausende Kindersoldatinnen und -soldaten“, hat ihnen Religionslehrer Heinz Waldorf erzählt.
Er hat ihnen auch von der weltweiten Aktion „Red Hand Day“ erzählt. Diese gebe es seit 15 Jahren. „Jeweils am 12. Februar werden zum Gedenken an diesen Missstand in 50 Ländern Hundertausende rote Handabdrücke gesammelt und an Politiker und andere Verantwortliche übergeben.“ Beispielsweise UN-Generalsekretär Ban Ki Moon, deutsche Außenministerinnen und -minister und Bundespräsidenten hätten sie erhalten. Trotz einiger Erfolge seien es aber wohl immer noch 250.000 Kindersoldaten weltweit. Unterstützt wird die Aktion jedes Jahr von vielen Organisationen wie „terre des hommes“, „Aktion Weißes Friedensband“, „unicef“ oder „World Vision“. Und nun in 2024 auch vom Emil von Behring-Gymnasium.
Auch die Neuntklässler des EvBs wollen unbedingt ein Zeichen setzen! Mit Hilfe ihrer Religionslehrkräfte Heinz Waldorf und Marie Janssen haben die Klasse 9a,b,c,d,e gemeinsam den „Red Hand Day“ am EvB ausgerufen. Überall im Schulgebäude findet man ihre Plakate mit einer roten Hand drauf, die eine Stopp-Geste macht. „Nein zur Rekrutierung und zum Einsatz von Kindern in Kriegen!“
Eben diese warnende Hand soll aber noch vervielfältigt werden. In Teams gehen sie durch alle Klassen und erzählen von den Kindersoldaten. Einige Oberstufenschüler*innen wissen von dem Problem. Viele Jüngere haben noch nie davon gehört. „Ich habe Entsetzen, Schrecken und Verwunderung in den Augen der Kinder gesehen“, berichtet Emma. „Viele sind im Unwissen, was in anderen Teilen der Welt geschieht.“
Alle sind eingeladen mitzukommen und selber einen roten Handabdruck zu hinterlassen. In zwei Aktionsräumen warten weitere Neuntlässler mit Rollpinsel und roter Farbe, bestreichen freundlich und sorgsam kleine und große Hände und helfen dann, einen Abdruck auf weißem Papier zu hinterlassen.
Und sie kommen zahlreich. Die Kleinen aus der Orientierungsstufe. Die Größeren aus der Mittelstufe. Die Abiturienten aus der Oberstufe. Am Ende können die Neuntklässler eine große Menge Din A4-Blätter in der Pausenhalle aushängen. Ein Heer von roten, abwehrenden Händen fordert eindrucksvoll Maßnahmen gegen den Einsatz von Kindern im Krieg. „Es ist überraschend, wie ernst alle die Aktion nehmen, selbst die Jüngsten“, freut sich Pia aus der 9c. Sie findet, es fühle sich schön an, etwas tun zu können. „Ja, mit Menschen, die man mag, etwas Gutes für andere zu tun, das ist klasse“, findet auch Robert.
Am EvB ist so mittlerweile jeder über den Missstand informiert; die meisten zeigen aktiv Haltung. Aber damit wirklich etwas passiert, sollen all die roten Hände zusammen mit einem Katalog an Forderungen noch eingetütet werden und per Post an Dr. Nina Scheer geschickt werden. Sie sitzt für den Wahlkreis der Schule im Bundestag und hat mehr Einfluss, die Forderungen zu vertreten. „Kein Kind unter 18 darf in bewaffneten Gruppen geschult oder eingesetzt werden! Die Verantwortlichen müssen bestraft werden! Ehemalige Kindersoldaten sollen politisches Asyl und finanzielle Unterstützung erhalten! Waffenexporte sollen gestoppt werden! Friedenserziehung soll gefördert werden!“
„Mich hat auf alle Fälle gefreut, dass Mitschüler*innen und Lehrkräfte von unserer Aktion begeistert waren“, freuen sich Leentje und Maja. Religionslehrerin Marie Janssen ist begeistert davon, „wie ernst ihre Neuntklässler die Aktion nehmen, wie produktiv alle arbeiten und gemeinsam an einem Strang ziehen.“ Hoffentlich bewirkt unsere Aktion etwas!“, hoffen nun Maxim, Moritz, Lukas und Tim.
Text und Bilder: Heike Blenk