„Was meint ihr, werden wir unseren zur Zeit doch bedenklichen ökologischen Fußabdruck auf 0 reduzieren können?“, fragt Dozent Thomas Wagner in die Runde der Q1-Schüler*innen. „Nein, denke ich nicht“, kommt es wie aus der Pistole geschossen von Luca. „Glaube ich auch nicht“, ergänzt Johannes. „Wir haben uns schon sehr an Bequemlichkeiten wie Fliegen und Autofahren gewöhnt, da kommen die Menschen nicht von weg.“ Fragend sieht die Oberstufen-Gruppe den Dozenten an. Sieht es anders? „Nein, denke ich auch nicht“, löst er die Spannung. „Selbst, wenn wir es in Deutschland schaffen – da gibt es ja auch noch China - und Indien. Dort sehen die Menschen gar nicht ein, wieso sie, nachdem sie langsam dem Status des Entwicklungslandes entkommen, nun doch kein Moped oder Auto nutzen sollen. Man muss das Problem aber global angehen!“ Betroffenes Schweigen; das Ausmaß des Konfliktes steht einen Moment bedrohlich und unüberwindbar im Raum.
Aber man kann dennoch am Problem arbeiten! Hoffnung kommt über das Prinzip „Cradle to Cradle“ – das auf Kreisläufe ohne Müll setzt. „Wir sollten uns an der Natur ein Beispiel nehmen. Der Kirschbaum verwertet alles wieder.“
Während die Großen eher intellektuell am Thema Umwelt arbeiten, nähern sich die jüngeren Schüler*innen des EvBs eher handlungsorientiert. Mit digitalen Kameras oder Smartphones streifen sie durch die Grünanlagen auf dem Schulgelände und halten Ausschau nach Insekten. „Davon gab es früher reichlich, heute muss man sie tatsächlich suchen“, erläutert Biologielehrerin Gesa Cordts. Nachdem die kleinen Tiere fotografiert sind, werden sie im Kunstkeller bei Lehrerin Christiane Balcerek kreativ weiterbearbeitet und erhalten einen hohen Stellenwert dadurch, dass ihre Seltenheit erlebt, sie zum Anlass für Kunst werden und ihre Wichtigkeit angesprochen wird.
Es ist Umwelttag am Stormarner Emil von Behring-Gymnasium. Statt Mathe, Deutsch und Englisch bei der altbekannten Fachlehrkraft steht einen Tag „nur“ das Thema Umwelt auf dem Stundeplan; unter anderem unterrichtet von zahlreichen externen Fachleuten und Schüler*innen selbst. Initiiert haben diesen Tag Kathrin Lentz und Imke Kopelke zusammen mit dem Verkehrsbeauftragten Helmuth Sobottke und den engagierten Schüler*innen des Umweltteams des EvB. „Dass das eine sehr aufwändige Organisation war, sieht man, schaut man sich das Gesamtprogramm an. Referent*innen mussten angesprochen und gewonnen werden, Gelder mussten akquiriert werden. Räume gefunden und Schülergruppen verteilt werden. „Man ist als Orga-Team ziemlich erledigt“, sagt Kathrin Lentz, „aber es lohnt sich, wenn man sieht, wie interessiert alle Schüler*innen einsteigen in diese so brandaktuelle Thematik. Deshalb freut es uns natürlich auch sehr, dass uns der Schulverein, die Gemeinde Großhansdorf, die Initiative ZukunftsschuleSH und Engagement Global finanziell unterstützen!“
Fahrradfahren ist unter anderem in den unteren Jahrgängen Thema. Auf einem Parcours wird sicheres Fahren geübt und Sicherheitsmängel am Vehikel werden ebenfalls markiert. „Ich finde es super, wenn man mal den ganzen Tag außerhalb der Klassenräume lernen kann“, freut sich Paul aus der 6a. „Es macht auch Spaß zu wissen, dass alle über das gleiche Thema nachdenken“, fügt Eliah hinzu. Im Pausenbereich 2 erfahren die Älteren, wie schnell Alkohol die Fahrsicherheit beeinträchtigt. Im Fahrsimulator steigt der Pegel auf dem Bildschirm. „Das ist krass!“, sagt Sverre. „Wenn ihr schon mal das Auto nutzen wollt, dann tut es wenigstens vorsichtig!“, fordert der Dozent. Über die Gefahren des Toten Winkels berichtet Feuerwehrmann Paasch von der Freiwilligen Feuerwehr den Jüngeren. Jeder darf mal ins Führerhaus des imposanten roten Fahrzeugs und die Sichtbeeinträchtigung hautnah erleben.
Bei Lena Sebastian und Martina Prange werden „Samenbomben“ gebaut. Erde und Pflanzensamen werden zu unansehnlichen kleinen Kugeln geformt, die wunderschöne Wirkung erzielen. Legt man sie in der Natur aus, werden sie nach dem nächsten Regen ausschlagen und zur Begrünung beitragen. „Das wusste ich gar nicht, die Erde fühlt sich so schön fluffig an“, freut sich eine Teilnehmerin und nähert sich spielerisch dem Thema Natur.
Das EvB-Umweltteam zeigt, wie man Seifen aus natürlichen Inhaltsstoffen selber herstellt. Themen wie „der Regenwald im globalen Kontext“ mit Birthe Goldenbaum, „Landwirtschaft und Lebensmittelverschwendung“ mit Maike Strietholt und „Made in Bangladesh“ mit Rubana Mussharat werden von den Älteren beleuchtet; ebenso die Frage, wie man weniger Plastik im Alltag erreichen kann. Helen Pinsuwan zeigt Alternativen auf und erstellt mit den Mittelstufenschüler*innen Wachstücher als Alternative für Frischhaltefolie. Okiemute Onoyiwe ein Klimapuzzle. Teresa Inclan, Anton Mikoleit und Bjarne Brodersen befassen sich mit globalen Auswirkungen der Klimakatastrophe in verschiedenen Ländern und bei Julika Mahlan und Daniela Suhr geht’s um Kakao und Ernährung.
Medienpädagoge Michael Nicolai begleitet Schüler*innen beim Erstellen eines Podcasts. Oberstufen-Gruppen befassen sich mit einer Umfrage zum 49 Euro-Ticket oder unter der Leitung von Rolf de Vries mit dem Tunneltal in Ahrensburg. Ramona Ehl bietet die „Geoscopia – Klimaexpedition“ für Klasse 6 an. Der WPK „Globales Lernen“ unterrichtet die Kleinsten und zeigt korrektes Müllsammeln. „Die regionalen und globalen Zusammenhänge werden an so einem Tag viel deutlicher“, erläutert Imke Kopelke.
Der Klimawandel ist mittlerweile als Klimakrise allgegenwärtig und die Jugendlichen sind die Betroffenen und Verantwortlichen der Zukunft. „Hier muss man ansetzen, im Grunde müsste man mindestens eine ganze Umweltwoche in jeder Schule machen“, findet Gesa Cordts. Kathrin Lentz hat das gehört und will mit dem Schulleiter Frank Weis überlegen, ob sich das im nächsten Jahr machen lässt. Margit Perrey vom Umweltamt Großhansdorf lässt sich durch die Schule führen und grüßt von Bürgermeister Janhinnerk Voss. „Der Umwelttag übertrifft meine Erwartungen!“
Text: Heike Blenk und Sophie Lichtenberger
Bilder: Heike Blenk, Kathrin Lentz und Tom Krenz