Vom Klimaforscher im Klassenzimmer zum Klimaschützer draußen

Huch, ein Mann und eine Frau, jeder unter einem großen, gelben Schirm, stehen plötzlich im Klassenzimmer. Die Aufmerksamkeit der 6b ist ihnen sofort gewiss. „Wer sind denn die? Was soll denn das?“ Ein Teil der Auflösung folgt sogleich. Die Schirme werden eingeklappt und die Kinder erfahren: „Wir sind Gisela Pütz und Rolf Urban, wir wollen mit euch über Zimmerwetter sprechen.“ Aber „Zimmerwetter“?

Bis klar ist, was es damit auf sich hat, sollen die Kinder sich erst einmal über allgemeine Fragen Gedanken machen. „Was befindet sich in der Luft?“ „ Sauerstoff!“, ruft der erste. „Kohlenstoffdioxid!“, ergänzt der nächste. Staub, Wasser, Viren und Stickstoff sammeln sie an der Tafel. „Edelgase“, wird von den neuen Lehrkräften hinzugefügt. Nächste Frage: Was gibt es für Wetterelemente?“ Auch hier sammeln die Sechstklässler eine ganze Menge: Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Niederschlag, Wind, Regen, Schnee, Hagel, Sonnenschein, Gewitter.

Noch eine Frage: „Wieviel Feuchtigkeit in einem Kubikmeter Luft löst Regen aus?“ Zur besseren Vorstellung werden ein Kubikmeter mit einem Seil dargestellt und eine Plastikspritze mit der entsprechenden Menge hineingehalten. Viel braucht es nicht. Dann werden noch Geräte zur Wettermessung und deren physikalische Größen und Einheiten besprochen. Thermometer, Hygrometer, Waage, Zollstock. Ein CO2-Messgerät beispielsweise steht sogar seit der Corona-Pandemie in jedem Klassenraum, um an die regelmäßige Lüftung zu erinnern.

Und dann erläutern die Ingenieurin aus dem Bereich Abwassertechnik und der pensionierte Lehrer auch, was es mit den bunten Boxen auf sich hat, die sie mitgebracht haben. In kleinen Gruppen sollen die Schülerinnen und Schüler nun eigene Wettermessungen durchführen – im Kleinen, im Klassenzimmer. Sie sollen über das Wetter im Zimmer, das Zimmerwetter, forschen. An Station 1 geht es um die Lufttemperatur. An Station 2 und 3 werden Oberflächentemperatur und Luftfeuchtigkeit gemessen. Die weiteren Stationen befassen sich mit Kondensation und Kohlenstoffdioxid.

Es kommt Bewegung in die Klasse 6b. Es herrscht rege Forschertätigkeit in Klassenraum 009. Mit Begeisterung und Forschergeist halten die Mädchen und Jungen Messgeräte in die Luft, an die Wände, aus dem Fenster. Öffnen und schließen Fenster und Türen. Notieren Messergebnisse in einen sechsseitigen Arbeitsbogen. Fön, Spiegel und Kältespray kommen zum Einsatz.

Schon seit 10 Jahren gibt es das Projekt „Zimmerwetter“ bereits am EvB. Organisatorinnen dort sind die Umweltbeauftragten Kathrin Lentz und Imke Kopelke. „Außerschulische Referenten und Projekte zum Thema Umweltschutz in unsere Schule zu integrieren und Schule somit zu öffnen, das liegt uns am Herzen“, sagt Geographielehrerin Kathrin Lentz.

„Wir machen das ehrenamtlich, weil uns das Thema sehr am Herzen liegt“, erklärt Gisela Pütz, die auch im Bereich der Energieberatung tätig ist, am Rande des Geschehens. Das Projekt solle der Umweltbildung dienen und das Bewusstsein für das Klima schärfen, indem beispielsweise deutlich auf die richtige Raumlüftung hingewiesen und die Nutzung spezieller Messgeräte handlungsorientiert erprobt würden. Alles sei ja auf die Welt außerhalb des Klassenzimmers übertragbar. So würden die Kinder von Klimaforschern im Klassenzimmer zu Klimaexperten und hoffentlich Klimaschützern draußen.

Text und Bilder: Heike Blenk

 


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