Bei uns zuhause ist jetzt heißer Sommer“, lacht Erika, als sie nach den Unterschieden zwischen ihrer Heimat Paraguay und Deutschland gefragt wird. Für den Aufenthalt im Norden Europas haben sie und ihre Freundin Giovanna sich extra dicke Jacken gekauft. „Selbst im Winter gibt es bei uns niemals Minusgrade“, erläutern die Mädchen.
Aber abgesehen von den ungemütlichen Wetterbedingungen bewerten die beiden 15jährigen vieles in Deutschland sehr positiv. „Die vielen verschiedenen Brotsorten sind sehr lecker“, sagt Giovanna und ihre dunklen Augen leuchten. Sie seien eine schöne Alternative zu den mbeju und chipa von zuhause. Das Mensaessen gefalle den beiden hier auch besser. Aufgefallen sei ihnen schon, dass die Deutschen viel weniger Fleisch essen würden. „Dass es im Unterricht so diszipliniert und leise ist“, gefällt Erika. Zuhause, an der Deutschen Schule Paraguay „Colégio Goethe“, riefen selbst bei Examen viele einfach in die Klasse. Das Nutzen digitaler Endgeräte sei dort auch unbegrenzt erlaubt.
Vor einer guten Woche sind die beiden angekommen und nun Schülerinnen der 9a am Stormarner „Emil von Behring-Gymnasium“. „Da haben wir Glück, alle neuen Mitschüler sind sehr freundlich. Besonders die Klassensprecherin Nike und Mitschülerin Carina kümmern sich toll.“ Gleich zu Beginn hatte sich die 9a eine Führung mit Rallye durch die Schule ausgedacht. „Zur besseren Orientierung“, erklärt Klassensprecher Lasse. Ein Pflaster aus dem Sekretariat holen, ein Käsecroissant in der Mensa kaufen, ein Papierhandtuch aus den Mädchen-WCs. Jannis hatte vorgeschlagen, man könne als erstes deutsches Schulfrühstück zwei typisch norddeutsche Franzbrötchen schenken. Alle sind neugierig auf die Begegnung mit den neuen Mitschülerinnen vom anderen Ende der Welt. Genau wegen solcher Möglichkeiten haben sie ja eine Europaschule als weiterführende Schule gewählt. Erik und Ben hoffen auf Unterstützung im Spanischunterricht.
Wohnen können die beiden Gastschülerinnen bei Erikas Tante, sie teilen sich ein Zimmer und seien schon ganz gut angekommen, sagen sie. „Aber ich vermisse meine Familie doch sehr“, gibt Erika zu. „Zum Glück kommen meine Eltern und mein Bruder Sebastian, 13 und meine Schwester Anna, 8 zu Weihnachten hierher.“ Auch Giovanna vermisst ihren Bruder Lucca, 17. Er hat vor zwei Jahren auf den Austausch verzichtet, wollte lieber den Sommer in Paraguay genießen.
Bis Ende Februar wird seine Schwester nun in Großhansdorf wohnen. „Ich hoffe, dass mein Deutsch bis dahin viel besser ist“, lächelt sie. Wobei es auch jetzt schon beeindruckend ist. Seit dem Kindergarten haben die beiden Deutschstunden gehabt, das merkt man. Außerdem sprechen sie mit ihren deutschstämmigen Großeltern Deutsch. Beide wünschen sich auch neue Freunde, die sie dann vielleicht auch mal in Paraguay besuchen kommen.
Text und Bilder: Heike Blenk