Wie gründe ich ein Start Up?

Das etwas andere Wirtschaftspraktikum!

Eigentlich geht es nach den Herbstferien für die Q1-Schüler am Stormarner Emil-von-Behring-Gymnasium nicht zurück in die Klassenzimmer, sondern hinein ins Berufsleben auf Probe – das Berufspraktikum steht an. Trotz Corona hatten auch für 2020 einige im Jahrgang doch noch einen Praktikumsplatz ergattert – und nehmen den jetzt auch wahr, natürlich unter strikter Einhaltung der AHA-Regeln. Wie arbeitet man unter diesen besonderen Umständen – eine sehr besondere Begegnung mit der Praxis.

Einige andere allerdings hatten keinen Platz mehr bekommen – die meisten Betriebe wollen nicht die Verantwortung für einen weiteren Mitarbeiter übernehmen, bei vielen wäre auch wenig zu beobachten, da die Belegschaft im Homeoffice arbeitet.

Was tun mit diesen „Übriggebliebenen“, fragte sich EvB-Lehrerin Anastasia Kerner – und hatte dann eine zündende Idee. Sie vermittelte die Schüler*innen an die Kieler SEEd – Social Entrepeneurship Education. Hier kann man ebenfalls Berufliches lernen - wie man ein Start Up gründet. „Es geht darum, Menschen zu motivieren, mit dem, was ihnen am Herzen liegt und was sie gut können, kreative neue Produkte zu gestalten und neue berufliche Wege zu beschreiten“, sagt Linda Plath „It´all about motivation and authenticity”, heißt es auf der Webseite. Marktanalyse, Produktentwicklung und Promotion, alle diese Schritte werden vermittelt. Ähnlich der Show „Höhle der Löwen“ werden dann Produkt und Kampagne in einem 3-Minuten-Pitch vor Mitschüler*innen und interessierten Lehrkräften, die in der Freistunde dazustoßen, vorgestellt.

Olivia, Emily und Stella haben motiviert einen besonderen Collegeblock entworfen; den „Sozialen Block“. „Wir Schüler*innen in Großhansdorf haben alles, was wir zum Lernen brauchen, selbst ein Ipad mit Stift. In Steilshoop leben Kinder und Jugendliche, deren Eltern nicht mal einen einfachen Collegeblock kaufen können.“ Das Mädchen-Kreativ-Team hat recherchiert, wieviel die Mitschüler*innen im Hamburger Speckgürtel maximal für einen Schreibblock zahlen würden. „3 Euro. Der Grundpreis für den Block muss niedriger liegen – und den Gewinn spenden wir dann an Kinder aus einkommenschwachen Familien“, erläutert Emily. Wir werben für unser Produkt überall, wo junge Menschen zu finden sind“, ergänzt Stella. Auf Instagram, Facebook, tictoc – aber eben auch an Schulen in der Nähe.

Damit das Publikum mitgeht, steigen die Entrepeneure mit dem Foto eines niedlichen kleinen Mädchens, das traurig in Hochhausschluchten sitzt, ein. „Das ist Anna, sie hat einen Zwillingsbruder und Eltern ohne Geld, ihr die Unterrichtsmaterialien zu kaufen, die sie für eine erfolgreiche Schulkarriere braucht. Deshalb lassen Annas Leistungen in der Schule rapide nach.“

„Ganz toll!“, lobt Lehrerin Christiane Balcerek begeistert. Ich bin total begeistert von eurem Produkt, vor allem, weil es authentisch ist und direkt in eurem Lebensbereich einsetzbar! Ich kaufe es euch sofort ab.“ Die Kolleginnen Lena Sebastian, Alice Goldbecher und Ingrid Jansen nicken zustimmend. Das Team hat alles richtig gemacht.

Vivien, Katharina, Maxim und Julius haben eine Kampagne gegen Rassismus im Alltag entworfen. Nach Umfragen sind sie sich sicher – ein wichtiges Thema. „Von 180 Befragten haben 7% Rassismus am eigenen Leib erlebt und 40% bei anderen beobachtet.“  

Paul, Jannes und ihr Team haben eine App für Bahnfahrer erdacht. In einer Spielszene wird beim Pitch auf das größte Problem hingewiesen – Bahnfahren wird immer teurer. Mit ihrer App sollen sich junge Bahnfahrer zusammenschließen und Gruppenkarten nutzen oder noch gültige Tickets zu geringeren Preisen weiterverkaufen können.

Mit einem sehr bewegenden amerikanischen TV-Nachrichten-Spot führt Maria in ihr Thema ein. Eine Kampagne gegen Waffenmissbrauch. Und Luis, Jannes und Marc wollen eine LernApp an den Mann bringen, mit der Lernen spielerischer und effizienter werden soll.

So unterschiedlich die Produkte, so ebenbürtig die Ernsthaftigkeit der jungen Start Up- Gründer. Mit viel Erfindungsreichtum und Herzblut haben sie mutige kreative Ideen umgesetzt, die jetzt versiert und selbstbewusst präsentiert werden. Man ist stolz auf diese junge Generation, die ihre Zukunft erfindungsreich in die Hände nimmt.

Und den „Sozialen Block“ kann man dann vielleicht ja in naher Zukunft auch am EvB kaufen. SEEd hat angekündigt, diese Idee weiter zu begleiten.

 

Text und Bilder: Heike Blenk

 


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