Seitdem ist viel passiert. Hilfe kam aus dem Kreis Stormarn, aus Großhansdorf. Seine Augen leuchten, als er von den Verbesserungen spricht. Mittlerweile gäbe es neun Klassenräume mit Glasfenstern, ordentliche Schulbücher, Wasser, Strom und ein Lehrerzimmer - und vor allem Wohnbereiche für Schüler*innen und Lehrkräfte von außerhalb. Die schulischen Leistungen seien viel besser geworden, viele Jugendliche machten nun bessere Abschlüsse, einige würden sogar studieren. Alle hätten deutlich bessere Zukunftsperspektiven.
Bei einem Empfang beim Stellvertretenden Bürgermeister von Großhansdorf, Herrn Pitschmann, dankt Amos allen von Herzen, die das möglich gemacht haben. Ganz zuvorderst der ehemaligen EvB- Orientierungsstufenleiterin Brigitta Carstensen, die beharrlich und überzeugend auf die Zustände in Afrika aufmerksam gemacht und erreicht hat, dass der jährliche Erlös des Weihnachtsbasars des Emil-von-Behring-Gymnasiums nach Afrika geht. Sie hat auch den Verein Asante Sana e. V. gegründet, der über Spenden der Mitglieder weitere Gelder bereitstellt. Mehrfach war sie mit ihrem Mann vor Ort und hat dort Filme über die Fortschritte gedreht, damit alle Spender diese sehen konnten. Für ihr Engagement hat der Bundespräsident ihr sogar den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland verliehen. Ihre Kolleginnen Ilona Lowin-Jacobsen, Kathrin Lentz und einige andere haben ins gleiche Horn gestoßen und tatkräftig viel erreicht. Auch EvB-Schüler*innen waren bereits in Tansania und konnten Erfahrungen sammeln in einer doch sehr anderen Welt.
„Without you we would be very far behind. We feel privileged having you! You help young Africans to have a better future. We love you and we invite teachers and students alike to come any time you like. Let us keep in close touch and sustain this friendship!”, ruft der afrikanische Schulleiter. Als der Stellvertretende Bürgermeister eine Großhansdorf-Flagge überreicht, betont er, dass die Beständigkeit, der Einsatz und das Engagement des EvB von unschätzbarem Wert seien. Frank Weis, Schulleiter des EvBs, sitzt mit am Tisch und versichert mit einem Nicken seine Unterstützung.
In den Folgetagen wollen Amos und seine Kollegin Sarah in Erfahrung bringen, was alles anders ist im deutschen (Schul-)Leben. In der 9a haben sie bereits eine Deutschstunde erlebt; teils auf Englisch, weil sie sich natürlich auch den Fragen der deutschen Schüler*innen gestellt haben. „Wie sieht ein Schultag in Tansania aus?“, wollen diese wissen. Sie erfahren, dass um 7 Uhr zunächst das Gelände in Ordnung gebracht werden müsse, danach sei von 8 Uhr bis spätnachmittags Unterricht; kreative Fächer wie Musik, Kunst und Theater gäbe es nicht. Die Schülerschaft trage Schuluniform und sogar für die Haarfrisuren mache das Ministerium Vorgaben. Disziplin würde auch mal mit einem Stock eingefordert. „Kommen auch mal gefährliche Tiere auf das Schulgelände?“, ist eine andere Frage. Schlangen schon, aber Löwen gäbe es nicht in der Nähe.
Im Musikunterricht zeigen Amos und seine Kollegin der 8a ein tansanisches Lied über die Serengeti. Berührungsängste gibt es auch hier nicht. Als Schüler*innen einer Europa-Schule ist man Begegnungen mit anderen Kulturen gewöhnt. Schnell sind der kisuahelische Text und die Melodie gelernt und mit Begeisterung schmettern sie es in Raum 404.
Was Amos auffällt, ist, dass die deutschen Schüler*innen aktiver ins Unterrichtsgeschehen eingebunden sind. Demokratische Prozesse kenne das Schulleben in Tansania nicht; am EvB liefe aber ja alles sehr respektvoll und diszipliniert ab. Ein Unterschied sei auch, dass die Jugendlichen in ihrer Muttersprache – Deutsch – unterrichtet würden, in Tansania sei die Unterrichtssprache Englisch eine Fremdsprache, was das Lernen erschwere. Klassen seien kleiner, es gäbe viel mehr technisches Equipment und Sekretärinnen, Hausmeister und Küchenpersonal. „ The students can use bikes, motorbikes and even cars for transport, they don´t get tired on their way to school”, ist Amos begeistert.
„Das Wetter jedenfalls ist nicht anders als in Ihrer Heimat“, lacht der Stellvertretende Bürgermeister als er die Gäste aus Tansania bei strahlendem Sonnenschein und über 30 Grad verabschiedet. Bei diesem Wetter können die beiden Besucher sogar einen Kollegiumsausflug miterleben: Paddeln auf den Alsterkanälen in Hamburg. „All is a huge new experience!“, sagt Amos überwältigt und strahlt.
Er hofft, viele neue Impulse mitnehmen zu können, wenn er Mitte September die 16 Stunden zurück an den Fuß des Mount Meru fliegt. Und er hofft, dass er mit weiterer Unterstützung aus Großhansdorf seine Nkoasenga Secondary School noch weiter ausbauen kann. Der nächste Weihnachtsbasar am EvB kommt bestimmt und der Asante Sana e.V. freut sich auch über neue Mitglieder. Aber auch Einmalspenden sind willkommen unter: Asante sana e.V. Tansania Förderverein
Sparkasse Holstein
Kontonummer: DE 302135 2240 0135 8420 03
Text: Heike Blenk
Bilder: Heike Blenk und Kathrin Lentz