Eine spezielle Stunde DSp-Unterricht

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Wie kämpft man auf der Schulbühne, ohne dass es wie Kinderfasching wirkt?

Zu Beginn der Geschichte ziehen die beiden Brüder Eteokles und Polyneikes mit ihren Heeren gegeneinander in den Krieg. Nach einer langen hin- und herwogenden Schlacht sterben beide Brüder, jeder durch die Hand des anderen. Woraufhin König Kreon den einen in Ehren bestatten lässt – und Befehl gibt, den anderen – den Verräter - vor den Toren der Stadt verrotten zu lassen. Seinem irdischen Begriff von Unrecht stellt die Schwester des Toten, Antigone, ein höheres Wertesystem gegenüber – und bestattet den zweiten Bruder heimlich. Daraus entwickelt sich ein Ringen um die wahren Werte.

Der Kurs Darstellendes Spiel/Ästhetisches Profil des Q1-Jahrganges beschäftigt sich seit einiger Zeit mit dem antiken Stoff des Sophokles. Wer sind die Charaktere? Was sind die Konflikte? Was sind die Fragen, die immer noch gültig sind? Soll die Produktion antik oder modern werden? Wieviel Text übernimmt man? Und – ganz konkret – wie stellt man eine Schlacht auf einer Schulbühne dar, ohne dass das wirkt wie ein Kinderfasching? Vieles wurde ausprobiert, herzlich wurde gelacht – und dann hatte Maya eine Idee.

Sie fragte einen ihr bekannten Schwertkampftrainer, ob er behilflich sein könnte. Und er konnte, sogar netterweise unentgeltlich. Tim Staatz reiste an – mit einigen glänzenden Schau-Schwertern, ledernen Schutzhandschuhen und einer riesigen Portion Motivation. Und traf auf ebenfalls motivierte Schülerinnen und Schüler. Genauer: 22 Schülerinnen und drei Schüler. Aber ob Jungen oder Mädchen – alle Kursteilnehmer schwangen wacker ihre Waffen und ließen sich auf schweißtreibende Schrittfolgen und Schwertbewegungen ein.

Zur Sicherheit nutzten sie statt der Schau-Schwerter die Holzstöcke aus der Schultheater-Requisiten. Nur unter besonders kontrollierter Anleitung durften auch die mitgebrachten stumpfen Schwerter ausprobiert werden. Wirkte alles anfangs noch etwas unbeholfen, so wurden die Moves schnell flüssiger und auch das Kampfgeschrei wirkte echter.

„Jetzt können wir darstellen, wie sich zwei Heere begegnen und mal das eine, mal das andere die Oberhand hat. Aber wie stirbt man denn?“, fragte Leyla. Auch dafür gab es Lösungen. Tim Staatz zeigte, wie man den Spielpartner in den Schwitzkasten nimmt, ihm in die Kniekehlen tritt und ihn dann zu Boden gleiten lässt – ohne dass es allzu sehr schmerzt. „So ein Körper ist nicht gleich tot, man muss sich schon noch eine Weile wälzen und wenden“, rief der Schwertkampftrainer Julius und Torben zu, die die beiden verfeindeten Brüder spielen werden. Und so sah man bald den einen sein vermeintlich blutiges Schwert abwischen und den anderen sich stöhnend krümmen. „Das sieht schon ziemlich dramatisch aus“, wurden sie gelobt.

„Es hat Spaß gemacht, mit einem richtigen Kampf-Experten zu arbeiten“, befanden am Ende der 90minütigen Trainingseinheit alle. „Und echter sieht das Kampfgetümmel jetzt auch aus“, freute sich Cara. Tim Staatz wurde mit einem dankbaren herzlichen Applaus verabschiedet. Und wenn er kurz vor der ersten Aufführung Gelegenheit finden sollte, noch einmal zum Feinschliff zu kommen – alle würden sich freuen. Zur Premiere im Frühjahr 2020 ist er natürlich sowieso eingeladen.

Text und Fotos: Heike Blenk


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