Darstellendes Spiel

Von den "Brettern, die die Welt bedeuten"

„Die ganze Welt ist Bühne und alle Frauen und Männer bloße Spieler, sie treten auf und gehen wieder ab, sein Leben lang spielt einer manche Rollen…“

William Shakespeare, „Was ihr wollt“, 2. Akt, 7. Szene

Im Fach Darstellendes Spiel wird nicht nur die Welt zur Bühne sondern auch die Bühne zur Welt. Durch einen vorwiegend spielpraktischen, zuweilen auch theoretischen Zugang erschließen wir uns eine Vielfalt theatraler Ausdruckträger (z.B. Körpersprache, Bewegung, Sprache, Requisit, Kostüm) und erweitern damit unsere persönlichen Ausdrucks- und Darstellungsmöglichkeiten sowie das Verständnis für szenische Darstellungsformen. Dass all das auch abseits der Bühne im „normale Leben“ relevant ist, liegt auf der Hand.

Unsere Arbeit ist „produktorientiert“, d.h. am Ende steht meistens eine Aufführung vor Publikum, manchmal werden auch Filme produziert und präsentiert. Dadurch wird nicht nur unser Schulleben bereichert, sondern auch die Schule nach außen repräsentiert. So haben in den vergangenen Jahren immer wieder Kurse oder AG-Gruppen an überregionalen Treffen, zum Beispiel der Schulkulturwoche, teilgenommen und ihre Produktionen vorgestellt.

Am Emil-von-Behring-Gymnasium wird Darstellendes Spiel als Wahlpflichtfach im ästhetischen Bereich in der Oberstufe angeboten und auch in der Mittelstufe im Wahlpflichtbereich unterrichtet. Der Unterricht und die Aufführungen finden in unserem Forum statt, das hinsichtlich der Licht- und Tontechnik sehr gut ausgestattet ist.

Was genau macht Darstellendes Spiel aus?

Es handelt sich um „Theaterunterricht“, bei dem die praktische Arbeit zwar im Mittelpunkt steht, jedoch auch theoretisch reflektiert wird und zudem Wissen über die Geschichte des Theaters, Berufe am Theater, seine Organisationsformen, Bühnenformen, Regiestile etc. vermittelt wird.

Im E-Jahrgang, in dem für die meisten Schüler das Fach neu ist, geht es um die Erprobung und Erfahrung theatraler Mittel, unter anderem Raum, Körper, Stimme, Requisiten, Kostümen, Licht oder Ton. Wichtig ist die individuelle Entwicklung und Erweiterung der eigenen darstellerischen Fähigkeiten und das Erkennen von Wirkungen bestimmter Mittel, so dass sie nach und nach bewusst eingesetzt werden können. Wie kann man einen starken Charakter überzeugend darstellen? Was ändert sich, wenn man vorne, hinten, in der Mitte oder an der Seite der Bühne spielt? Was verändert sich, wenn man statt auf der Bühne im Treppenhaus oder draußen agiert? Das sind nur einige der Fragestellungen, die bearbeitet werden. Dieses kann anhand unterschiedlicher Text- oder Spielimpulse, aber auch im Rahmen eines bestimmten Themas (z.B. Männer- und Frauenklischees, Gewalt, Liebe...) oder angelehnt an ein bereits existierendes Theaterstück erfolgen.

Das Vorgehen ist stark prozessorientiert, vieles wird den Schülern überlassen, die zumeist in Gruppen zusammenarbeiten, da die eigene Erfahrung im Mittelpunkt steht, in keinem Fall bloß das Umsetzen eines Regiekonzeptes der Spielleitung.

Dass soziale und individuelle Kompetenzen auf diese Weise beim Fach Darstellendes Spiel in besonderem Maße gefördert werden und fächerübergreifende Aspekte eine wichtige Rolle spielen, liegt auf der Hand. Und wenn die anfängliche Hemmschwelle, auf der Bühne zu stehen und von anderen betrachtet zu werden, überwunden ist, macht es auch eine Menge Spaß, ist es doch oft „offener“ und selbstbestimmter als vieler „normaler“ Schulunterricht.

In der Regel schreiben wir im Fach DSP keine „Theorie-Klausuren“, sondern lassen für diesen Bewertungsbereich Klausursatzleistungen anfertigen, z.B. spielpraktsiche Szenenerarbeitungen verbunden mit einer schriftlichen Reflektion, Rollenbiografien, Choreographien, Schreiben von Szenen oder auch Aufgaben im Zusammenhang mit einer Aufführung wie Gestaltung eines Plakats oder Programmheftes, Betreuung von Licht- und Ton und Erstellen entsprechender Skripte, Organisation von Requisiten, Kostümen etc..

Durch die Nähe unserer Schule zur Metropole Hamburg mit ihrem vielfältigen Kulturangebot versuchen wir DSP-Lehrer, regelmäßig für unsere Kurse den Besuch geeigneter Aufführungen zu organisieren bzw. Theaterproduktionen zu uns in die Schule zu holen. Manchmal gelingt es uns auch, für die Probenarbeit Unterstützung von Schauspielern oder Choreografen von professionellen Bühnen zu bekommen, was für alle immer ein besonderes Erlebnis ist.    

Gibt es bestimmte Voraussetzungen? Was erwarten wir von unseren Schülern?

Für die Wahl des Faches Darstellendes Spiel sind private oder schulische Theater-Vorerfahrungen keine Voraussetzung. Wichtig ist vielmehr, dass man keine Scheu hat, sich vor einer – vielleicht auch irgendwann größeren – Gruppe auf die Bühne zu stellen.

Da Theaterarbeit vor allem Körperarbeit ist, muss man Spaß daran haben, sich zu bewegen, zu spielen und den Körper als Ausdrucksinstrument zu begreifen, das man ausbildet. Oft beginnen wir die Stunden mit Aufwärmübungen. Wen so etwas „nervt“, der ist in diesem Fach am falschen Platz.

Darstellendes Spiel ist ebenso ein künstlerisches Fach. Daher erwarten wird, dass unsere Schüler Spielfreude mitbringen und dazu bereit sind, an ihrer Spielfähigkeit zu arbeiten und sie weiterzuentwickeln. Dazu gehören unter anderem:

  • Spaß an Improvisation zu haben und Improvisationsübungen für neues Spielmaterial und zur Ausdifferenzierung eigener Ausdrucksmöglichkeiten zu nutzen; in Improvisation und Spiel die Impulse der anderen aufzugreifen und selbst Impulse zu geben
  • an (Zwischen-)Ergebnissen weiterzuarbeiten und sie in Abstimmung mit anderen theatral zu verdichten
  • das Spiel der anderen genau zu betrachten und konstruktive Rückmeldung zu geben sowie Rückmeldungen der anderen in die eigene Arbeit aufzunehmen und Verbesserungsvorschläge umsetzen zu können
  • mit eigenen Ideen das Theaterprojekt voranzubringen und zu verbessern
  • sich konzentriert, kreativ und eigenständig mit den eigenen Rollen zu befassen, wobei die rechtzeitige und sichere Textkenntnis Voraussetzung ist.

Da eine Aufführung immer als gemeinsames Projekt des jeweiligen Kurses und der unterrichtenden Lehrkraft entsteht, ist die aktive und konzentrierte Mitarbeit aller Schüler die Voraussetzung für ein gutes Ergebnis. Das schließt ein, Irrwege als Teil des künstlerischen Prozesses zu begreifen, ihre Chancen zu erkennen und die Ausdauer zu haben, den „richtigen“ Weg zu finden.

Vieles im Unterrichts- und Probenprozess wird in Gruppenarbeit erarbeitet, daher ist die Bereitschaft, konstruktiv miteinander zu arbeiten und verlässlich zu sein, sehr wichtig. Wir erwarten Offenheit für die MitspielerInnen, die Bereitschaft, mit jedem zusammenspielen zu können, das Spiel der anderen zu achten und situativ und sprachlich angemessen darauf einzugehen. Auch sollte man bereit sein, das Gruppeninteresse bzw. das Ziel einer möglichst guten Aufführung über die eigenen Interessen zu stellen.

Theaterarbeit bringt Aufgaben jenseits der Spieltätigkeit mit sich, z.B. die Beschaffung von Requisiten oder Kostümen, die Gestaltung von Licht und Ton, das Erstellen von Programmheften, Plakaten oder das Aufräumen nach den Proben und den Aufführungen.

Nicht zuletzt ist Theaterarbeit zuweilen auch zeitaufwändig. In den zwei wöchentlichen Unterrichtsstunden können oft nur Ansätze entwickelt werden, die in Fachtagen oder Extra-Proben optimiert und perfektioniert werden müssen, insbesondere kurz vor der Aufführung. Das großartige Gruppengefühl und der Applaus des Publikums sind aber am Ende der verdiente Lohn für die zusätzlichen Mühen.

Wir halten es für wichtig, dass Schüler, die das Fach Darstellendes Spiel gewählt haben, selbst auch Zuschauer sind. Daher erwarten wir in jedem Halbjahr den – auch selbständigen – Besuch von mindestens zwei Aufführungen aus dem Bereich „Darstellende Künste“ (d.h. Theater, Tanz, Oper, Pantomime etc., egal ob Profi- oder Laienbereich). Zu einer der besuchten Aufführungen muss eine ca. einseitige Reflexion zu einem theatralen Ausdrucksträger verfasst werden. Dieser Text bzw. der Nachweis über den Theaterbesuch wird dem jeweiligen Fachlehrer rechtzeitig vor Eintragung der Noten abgegeben und fließt in die Benotung ein.

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Unsere Fachschaft

Das Fach Darstellendes Spiel wird am EvB derzeit von zwei Kolleginnen und einem Kollegen unterrichtet. Durch die übersichtliche Fachschaftsgröße wird ein ständiger Austausch über fachdidaktische und organisatorische Fragen erleichtert, der auch im Rahmen unserer Fachkonferenzen mit Schülern und Eltern erfolgt.

Wer unterrichtet am EvB das Fach Darstellendes Spiel?

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